Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

ersten deutschen Unternehmen eine blockchainbasierte Anleihe erfolgreich begeben zu haben“, erklärte Siemens- Finanzvorstand Ralf Thomas die Kapitalmaßnahme in einer Pressemeldung. Durch die Abwicklung über eine öffentli- che Blockchain erhofft sich Siemens höhere Geschwindig- keit und Effizienz bei der Emission seiner Unternehmens- anleihen, sprich: bei der Unternehmensfinanzierung. Die Volumina wachsen Nach dem Siemens-Testballon werden die Emissionen grö- ßer: Für 2024 plant die deutsche Investitionsbank KfW die Emission ihrer ersten Anleihe über eine öffentliche Block- chain, die dann vermutlich einen dreistelligen Millionen- betrag erreichen soll. Für das dritte Quartal 2024 plant ein großes deutsches Industrieunternehmen einen Corporate Bond, der dann vom Volumen her noch größer sein soll, und diesmal soll das Settlement in Zentralbankgeld erfol- gen.Und so geht es weiter. Per 22. April 2022 listet die BaFin 82 Kryptowertpapiere auf, die in Deutschland emittiert wur- den, und monatlich kommen neue hinzu. Während es sich bei den ersten digitalen Wertpapieren um Anleihen handelte, folgten bald digitale Fondsanteile. So hat das Bankhaus Metzler im September 2023 seinen ersten Kryptofondsanteil ausgegeben, und Deka folgte imDezem- ber 2023, ebenfalls mit der Ausgabe eines Kryptofondsan- teils.Marion Spielmann, Leiterin COO Bankgeschäftsfelder und Verwahrstelle bei der DekaBank, erklärt dazu: „Was uns derzeit bewegt, ist die Verwahrung und Abwicklung von Wertpapieren auf Basis der Blockchaintechnologie. Das heißt, dass Transaktionen papierlos ohne Globalurkunde laufen und in ein Kryptowertpapierregister eingetragen wer- den“. Als Vorteil dieser Technologie sieht sie insbesondere eine Effizienzsteigerung: „Die Blockchaintechnologie kann Prozesse beschleunigen, transparenter und sicherer machen und sogar den Markt und Geschäftsmodelle deutlich verän- dern“, sagt Spielmann und weiter: „Die Begebung von Wert- papieren ist bislang ein behäbiger Prozess, der mehrere Tage dauern kann. Blockchainbasiert geht das idealerweise in Echtzeit. Das kann Produkte attraktiver machen. Ich kann mir vorstellen, dass dadurch bald neue Märkte für weniger liquide Produkte entstehen, da Transparenz sowie schnelle Handelbarkeit eine positive Wirkung haben.“ Wenn also Häuser wie Hauck Aufhäuser Lampe, Deka, Metzler oder Deutsche Bank bereits tokenisierte Wertpapiere emittieren,müssen Service-KVGen diese administrieren und Verwahrstellen sie verwahren können. Entsprechend ertüch- tigen alle größeren Custodians ihre Systeme, um kryptogra- fische Schlüssel zu verwahren. Beispielsweise hat die DZ Bank eine Digitalverwahrplattform für institutionelle Inves- toren entwickelt, um auch für Kryptowertpapiere die Auf- gaben einer Verwahrstelle erfüllen zu können. Andere Häu- ser wie Hauck Aufhäuser, Bitpanda, die Börse Stuttgart oder das Technologieunternehmen Tangany verfügen bereits über eine BaFin-Lizenz, um ihren Kunden die Verwahrung von Krypto-Assets wie Bitcoin, Ether und anderen Kryptocoins anbieten zu können. Zehn Kryptoverwahrer sind per 24. April 2024 in der Unternehmensdatenbank der BaFin gelistet. „Auch die Aufseher müssen Erfahrung sammeln, wie sie mit der neuen Regulatorik zu Krypto-Assets umge- hen.Daher dauern die Lizenzvergaben relativ lang“, bemerkt Nils Christopeit, Senior-Experte für Digitale Finanzinstru- mente bei der DZ Bank. Die DZ Bank hat sich einerseits Das technische Umfeld für Kryptowertpapiere entwickelt sich. Dabei liegt die Hauptarbeit bei den Anbietern der Infrastruktur. Im Idealfall bemerken Asset Manager und Investoren die Umstellung auf die Blockchain kaum. N o . 2/2024 | institutional-money.com 249 Krypto-Spezialfonds | STEUER & RECHT FOTO: © IMAGEFLOW | STOCK.ADOBE.COM Viele Marktteilnehmer wollen erst sehen, dass die Regulatorik für Klarheit sorgt und die Marktinfra- struktur zuverlässig funktioniert.

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