Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

E s ist ein bisschen so wie bei der Energietransforma- tion: Erst muss die komplette Marktinfrastruktur etabliert werden, sonst läuft es nicht richtig. Vom Produkt (z.B. grüner Wasserstoff) über den Transport und die Lagerung bis hin zum Verkauf über entsprechend aus- gerüstete Tankstellen und am Ende die Autos und Maschi- nen, die mit grünemWasserstoff laufen können …an allen Schnittstellen muss es passen! Als Erstes die Infrastruktur Ähnlich ist es bei der Tokenisierung von Wertpapieren. Auch hier zeigt sich: Einige Häuser springen frühzeitig auf diesen Trend auf, während andere abwarten, wohin die Trends laufen und welche Standards sich durchsetzen. Sie wollen erst sehen, dass die Regulatorik für Klarheit sorgt und die Marktinfrastruktur zuverlässig funktioniert. Schließ- lich werfen Horrorszenarien wie die zahlungsunfähige Kryptobörse FTX, bei der imNovember 2022 mehr als eine Milliarde Dollar an Kundengeldern verschwunden waren, oder der Kollaps des Terra Stablecoin im Mai 2022 dunkle Schatten auf das immer noch zarte Krypto-Pflänzchen. Es wäre aber naiv zu glauben, solche Ereignisse würden den Digitalisierungszug stoppen – er läuft. Der regulatori- sche Rahmen wird seit 2020 peu à peu abgesteckt, und a- ktuell bringen sich die Player, die die Marktinfrastruktur bereitstellen, in Stellung. Sie bauen ihre Plattformen auf und führen darauf erste Transaktionen mit Zentralbankgeld durch – um die Systeme zu erproben und zu verbessern. Emission von tokenisierten Assets Zeitlich an erster Stelle steht die Emission tokenisierter Wert- papiere. Ermöglicht wurde dies im Juni 2021 mit dem Ge- setz zu elektronischen Wertpapieren (eWpG). Zuvor war es Pflicht, zu jedemWertpapier eine Globalurkunde aus Papier zu erstellen.Bei tokenisiertenWertpapieren geht es nicht etwa darum, in Bitcoin und Co. zu investieren, sondern darum, Wertpapiere über die Blockchaintechnologie, also digital, auf- zulegen. Bereits im Jahr 2021 und später noch einmal 2022 startete die Europäische Investitionsbank (EIB) erste Test- ballons mit der Begebung von tokenisierten Anleihen. Als erste Geschäftsbank in Deutschland emittierte die DekaBank am 10. Dezember 2021 zwei digitale Nullzinsan- leihen und war auch gleichzeitig Registerführer. Im April 2022 legte Hauck Aufhäuser Lampe Bank einen Krypto- fonds auf, und die Deutsche Bank folgte imDezember 2022 mit der Emission einer Floating Rate Note. Im Februar 2023 begab der DAX-Konzern Siemens mit Unterstützung von Hauck Aufhäuser Lampe als Registerführer eine Anleihe auf der öffentlichen Blockchain Polygon, die auf der Ethereum- Technologie basiert. Diese Anleihe sorgte imMarkt für Auf- merksamkeit, denn das Volumen von 60 Millionen Euro war für eines der frühen tokenisierten Wertpapiere beacht- lich, auch wenn es für ein Unternehmen wie Siemens eher zu den kleineren Emissionen gehört. Die Laufzeit für diese Anleihe betrug ein Jahr, und die Zinsen wurden klassisch in Euro gezahlt – schließlich steht noch kein digitaler Euro zur Verfügung. Man ist zufrieden, dass alles geklappt hat. Die Transaktion konnte binnen zwei Tagen abgeschlossen wer- den, und die Investoren für diese Anleihe waren DekaBank, DZ Bank und Union Investment. Die Beteiligten konnten damit ihre Systeme im Echt- betrieb testen und sich amMarkt in Stellung bringen. „Mit unseren innovativen Produkten und Technologien unter- stützt Siemens seine Kunden bei der digitalen Transfor- mation sehr erfolgreich. Daher ist es nur konsequent, dass wir auch in unserem Finanzbereich die neuesten digitalen Lösungen testen und nutzen. Wir sind stolz, als eines der Die Gesetzgeber regeln die unterschiedlichsten Bereiche der Digitalisierung – darunter auch die Tokenisierung von Wertpapieren. Dies ermöglicht weitere Vorstöße im Praxisbetrieb. Metzler und Deka haben 2023 erstmals Fonds in digitaler Form aufgelegt. Erste Pilottransaktionen 248 N o . 2/2024 | institutional-money.com STEUER & RECHT | Krypto-Spezialfonds FOTO: © DEKABANK » Immer mehr Emittenten geben ihre Wertpapiere digital aus. Wer hier als Investor nicht mitzieht, für den wird das Anlageuniversum künftig kleiner. « Marion Spielmann, Leiterin COO Bankgeschäftsfelder und Verwahrstelle bei der DekaBank

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