Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024
W ertsicherungssysteme sind etwas in Verruf gera- ten. Vor allem die im Retailbereich (Riester- Produkte) eingesetzten CHIP-Modelle schlu- gen sich enttäuschend. Die Modelle blieben zu lang im Cash-Lock, sodass die Kunden nicht mehr am Aufwärtspo- tenzial der Aktienmärkte teilnahmen – insbesondere in der Zeit, als Renten- und Cashinvestments aufgrund der Nied- rigzinsphase kaum etwas brachten. In anderen Fällen, etwa beim Robo-Advisor Scalable, für den der Mitgründer und Finanzmarktforscher Prof. Stefan Mittnik das Modell lieferte, erklären sich viele Marktteilnehmer das relativ schlechte Ergebnis des anfangs hochgelobten Modells damit, dass zur Coronakrise diskretionär in das Modell eingegriffen wurde, sodass man nach der relativ raschen Trendumkehr der Ak- tienmärkte nach dem Corona-Blitz-Crash im März 2020 nicht schnell genug in die Märkte zurückkehren konnte. Auch hier blieb die Performance deutlich hinter den Erwar- tungen zurück. Wunsch nach Risikoreduktion Am grundsätzlichen Wunsch vieler Investoren nach einer hohen Partizipation an den Märkten mit einer verlässlichen Absicherung für Extremfälle ändern solche Erfahrungen allerdings nichts. Auch wenn klar ist, dass hohe Erträge ohne entsprechende Risiken undenkbar sind, hoffen Investoren darauf, beides haben zu können: Ertragschancen und Risi- kobegrenzung. „Gerade im aktuellen Marktumfeld, in dem die Aktienmärkte lange Zeit gut gelaufen und die Bewer- tungen relativ hoch sind, suchen Investoren nach einer Möglichkeit, das Risiko zu managen“, beobachtet Olaf Krumnack, Senior Relationship Manager bei Warburg Invest. Erwartungshaltung glattziehen Sein Haus bietet Multi-Asset-Lösungen mit Wertsicherungs- komponenten an, und gerade aufgrund der teilweise nega- tiven Erfahrungen mit Wertsicherungssystemen hält es Krumnack für essenziell, im Vorfeld der Investition Erwar- tungsmanagement zu betreiben: „Die Wertsicherung muss zum Portfolio und zur Risikotragfähigkeit des Investors pas- sen. Wenn ein Kunde nur eine Vola von fünf Prozent aus- halten möchte, aber eine Rendite von zehn Prozent per annum erwartet, dann nehmen wir das Mandat nicht an.“ Dabei wird die Risikotragfähigkeit bei Pensionsfonds oder Pensionskassen häufig durch die bilanzielle Seite des Unter- nehmens bestimmt. „Wenn ein Investor mit einer Aktien- quote von 60 Prozent bereit und in der Lage ist, Verluste in Höhe von 20 Prozent des Portfolios zu nehmen, dann braucht man keine fünfprozentige Wertuntergrenze einzu- ziehen. Das ist dann viel zu teuer!“, erklärt er und macht da- mit deutlich, dass Risikobegrenzung nicht kostenlos ist. Warburg Invest bietet Multi-Asset-Wertsicherungssysteme, und zwar als Overlay-Strategie für ein bestehendes Portfolio oder auch als Kombination mit dem Management des da- runterliegenden Portfolios. „Die Schwierigkeit beimOverlay ist, dass die Hedge-Instrumente einen Tracking Error haben. Daher sind Overlay-Strategien nicht 100-prozentig effizient“, weiß Krumnack. Er meint, dass integrierte Ansätze, bei denen der Asset Manager die gesamte Hoheit hat, besser funktionierten. Damit die Wertsicherungsstrategie zu den Erwartungen und zum vorhandenen Portfolio passt, klärt Krumnack mit seinen Kunden im Vorfeld die folgenden Punkte: Die Risikobudgets sind begrenzt, aber das Potenzial des Aktienmarktes möchte man trotzdem nutzen. Anbieter von Wertsicherungssystemen versprechen, eine Optimierung der Asset Allocation bewerkstelligen zu können. Drei Modelle im Vergleich. Nicht geklingelt, aber optimiert 222 N o . 2/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Absicherungsstrategien FOTO: © WARBURG INVEST Aktuell steigt das Interesse der Investoren an Risikomanagement- systemen. » Wenn man einen guten systematischen Prozess hat, darf kein diskretionärer Eingriff erfolgen, sondern man muss dem Prozess treu bleiben. « Stefan Ewald, Leiter Multi-Asset-Lösungen mit Wertsicherungskomponenten, Warburg Invest
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