Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

samt 4,7 Milliarden Euro zu. Das ist weniger als im Vorjahr, als sich die Zuführungen auf 6,7 Milliarden Euro summier- ten. Die höchsten Dotierungen in ihren Pensionswerken nahmen im herausfordernden Umfeld des Jahres 2023 Siemens (1,1 Mrd. Euro), Volkswagen (0,9 Mrd. Euro) und Airbus (0,7 Mrd. Euro) vor. „Dies zeigt, wie aktiv sich die Unternehmen um ihre Pensionsverpflichtungen kümmern“, bemerkt Borst. Sie erklärt auch gleich, wer sich imUnternehmen darum kümmert: „Bei den großen Pensionswerken sind es über- wiegend die konzerneigenen Treasurer, die die Kapitalanlage bestimmen; meistens mit Unterstützung externer Expertise. Je kleiner ein Unternehmen ist, desto eher greift es auf externe Expertise zurück“, erklärt Borst. Unternehmen bleiben diversifiziert In der Kapitalanlage setzen die DAX-Unternehmen weiter- hin auf breite Diversifikation. In Schnitt sind die Planvermö- gen zu 19 Prozent in Aktien und zu 42 Prozent in Anleihen investiert; alternative Investments machen sieben Prozent aus und Immobilien sechs Prozent. „Im Fokus der Anlagestrategien steht neben Krisenfestig- keit auch zunehmend die Berücksichtigung von ESG-Krite- rien“, bemerkt Borst. Die Versicherungsunternehmen haben – seit es wieder Zinsen gibt – ihre Anlagen zuletzt von Al- ternatives wieder in Anleihen umgeschichtet. „Solche Allo- kationsbewegungen können wir in den Pensionsvermögen der DAX 40-Unternehmen nicht beobachten. Allerdings konnten wir 2023 auch nicht mehr ganz so hohe Zuwächse im Alternatives-Bereich sehen wie in den Jahren davor. Die Unternehmen sind nach wie vor bestrebt, in der Kapitalan- lage breit aufgestellt zu sein, und suchen durchaus auch im Bereich der alternativen Anlagen nach interessanten Investi- tionsmöglichkeiten“, beobachtet Borst die Investitionstätig- keit der Unternehmen. Mit dieser Ausrichtung sah das Resultat der Kapitalanlage 2023 in der Breite gut aus: Die Pensionsvermögen der DAX- 40-Unternehmen konnten im Jahr 2023 mit ihrer breiten Allokation eine Rendite in Höhe von 6,5 Prozent erzielen. Getrieben wurden die Portfolios im Anlagejahr 2023 ins- besondere durch den Aktienanteil. Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Rendite aufgrund der schwierigen Markt- umstände noch bei deprimierenden minus 18,4 Prozent. Borst bescheinigt den Unternehmen ein gut gesteuertes Pensionsmanagement: „In Summe haben die Unternehmen ihre Portfolios klar im Blick, und sie konnten zeigen: Die gegenläufigen Effekte von Verpflichtungs- und Vermögens- seite funktionieren auch in Krisenzeiten.“ Ausfinanzierungsgrad bei 79 Prozent Die erfreuliche Kapitalmarktentwicklung im Jahr 2023 hat dem Ausfinanzierungsgrad gutgetan, denn der zinsbedingte Verpflichtungsanstieg konnte weitgehend kompensiert werden. So lag der Ausfinanzierungsgrad mit einem Schnitt von 79 Prozent stabil auf hohem Niveau. Allerdings zeigt ein Vergleich auf Unternehmensebene, dass der Ausfinanzierungsgrad – und somit die Entschei- dung für oder gegen die Bildung von spezifischem Pen- sionsvermögen – stark vom jeweiligen Geschäftsmodell und der damit verbundenen Finanzierungsstrategie abhängt; beispielsweise auch, welche Rendite man mit dem Unter- nehmen erzielen kann. „Insbesondere für die Bilanz von Banken ist es gut, wenn ein hohes Planvermögen vorhanden ist. Entsprechend wei- sen Commerzbank und Deutsche Bank einen Ausfinanzie- rungsgrad von jeweils über 100 Prozent auf. Der Ausfinan- zierungsgrad hat auch einen Einfluss darauf, wie die Analys- ten ein Unternehmen beurteilen“, bemerkt Heiniz. „In den USA sieht die Finanzierungsseite der Pensionszusagen ganz anders aus. Dort ist ein Full Funding vorgeschrieben. In Deutschland genügt hingegen die Bildung von Pensions- rückstellungen, eine Pflicht zur Bildung von spezifischem Pensionsvermögen besteht nicht“, so Heiniz. Mehr Kapitalmarkt, mehr Gesundheit Als Zukunftstrends macht er eine stärkere Kapitalmarkt- orientierung in der bAV sowie die Erweiterung der Leistun- gen im Bereich der Gesundheitsvorsorge aus. „Der Trend zur Anbindung der bAV an den Kapitalmarkt hält weiter an. Dies ebnet den Weg für eine nachhaltige Altersvorsorge für Mitarbeitende und beschränkt gleichzeitig die Risiken für Unternehmen.“Um die derzeit händeringend gesuchten Fachkräfte zu finden und zu halten, bieten die Unter- nehmen zunehmend auch Gesundheitsleistungen an. Zu nennen sind hier etwa betriebliche Kranken- und Unfall- versicherungen, aber auch Sport- und Gymnastikkurse. „Neben den Inhalten setzen die Unternehmen verstärkt auf Digitalisierung, um ihr Benefits-Angebot erlebbar zu machen“, beobachtet Heiniz. ANKE DEMBOWSKI Der Ausfinanzierungsgrad steigt Von 1999 bis 2023 ist der Ausfinanzierungsgrad von 54 auf 79 Prozent angestiegen – natürlich unter Schwankungen. Die positive Kapitalmarktentwicklung konnte im Jahr 2023 den zinsbedingten Verpflich- tungsanstieg weitgehend kompensieren. Rückgänge im Ausfinanzierungsgrad gab es immer zu Zeiten von Rücksetzern am Kapitalmarkt, denn sie lassen die Pensionsvermö- gen schrumpfen. Quelle: WTW-Studie „DAX-Pensionswerke 2023“, S. 30 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2023 2021 2019 2017 2015 2013 2011 2009 2007 2005 2003 2001 1999 Ausfinanzierungsgrad N o . 2/2024 | institutional-money.com 181 Dax-Pensionsfondsstudie | PRODUKTE & STRATEGIEN Eine um ein Jahr abweichende (ange- nommene) Lebens- erwartung der Mit- arbeiter/Betriebsrent- ner führt zu einer Änderung der Pen- sionsverpflichtung um 2,2 Prozent.

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