Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

D ie im März von der Unternehmensberatung WTW publizierte Studie „DAX-Pensionswerke 2023“ liefert ein günstiges Bild. Diese jährlich durchgeführte Gegenüberstellung von Pensionsverpflichtun- gen und Planvermögen stellt den DAX-Unternehmen ein gutes Zeugnis aus.Die Verpflichtungsseite der Pensionswerke ist – überwiegend zinsbedingt – gestiegen, aber die positive Kapitalmarktentwicklung sorgte auch für einen tüchtigen Anstieg der Pensionsvermögen.Damit konnte der Ausfinan- zierungsgrad auf hohem Niveau stabil gehalten werden. Da es immer gut ist, ein paar Faustregeln parat zu haben, stellt Hanne Borst ein paar Zusammenhänge vor, die bei der Grobeinschätzung der Situation von Pensionswerken helfen können. Borst leitet für das Beratungsunternehmen WTW den Bereich Retirement Deutschland und erklärt, welche Faktoren in Deutschland den stärksten Einfluss auf die Pensionsverpflichtungen der Unternehmen haben: „Der Zins ist der stärkste Einflussfaktor. Eine marktbedingte Änderung des Rechnungszinses um einen Prozentpunkt führt zu einer Veränderung der Pensionsverpflichtung um satte 11,1 Prozent – das entspricht für die DAX-40-Unter- nehmen 36,1 Milliarden Euro. Steigt der Zins, dann sinkt die Verpflichtung – und umgekehrt.“Viele Pensionszusagen haben eine Kopplung an die Inflation oder an die Gehalts- entwicklung. Als zweiten Faktor, der sich auf die Pensionen auswirkt, nennt sie die Lebenserwartung. „Eine um ein Jahr abwei- chende (angenommene) Lebenserwartung der Mitarbeiter und Betriebsrentner führt zu einer Änderung der Pensions- verpflichtung um 2,2 Prozent.“ Das würde für die DAX-40- Unternehmen 7,1 Milliarden Euro entsprechen. Eine Erhö- hung der Langlebigkeit steht allerdings seit Ausbruch der Coronakrise nicht mehr so sehr zur Diskussion wie in den Jahren davor. Den dritten Faktor, der die Pensionen jedoch nicht ganz so wesentlich beeinflusst wie die ersten beiden, stellen Ren- ten- und Gehaltsanpassungen dar. „Die unterstellten langfris- tigen inflationsbedingten Rentenanpassungen beeinflussen den Umfang der Pensionsverpflichtungen leicht. Noch ge- ringer wirken sich die unterstellten Gehaltsanpassungen aus. Zu einer Anhebung der Verpflichtungen führen jedoch Rentenerhöhungen, die auch 2023 wegen der hohen Infla- tion teilweise sogar zweistellig ausfielen“, so Borst. Die Studie „DAX-Pensionswerke 2023“ der Unternehmensberatung WTW untersucht die Entwicklung der Pensionsverpflichtungen und der Pensionsvermögen im Jahr 2023. Das Ergebnis zeigt: Der Ausfinanzierungsgrad blieb 2023 stabil auf hohem Niveau. Saubere Arbeit Pensionsverpflichtungen und Planvermögen Der spezifische Ausfinanzierungsgrad ist das Verhältnis von Planvermögen zu Pensionsverpflichtung. Das Planvermögen muss vom restlichen Unternehmensvermögen unwiderruflich sepa- riert werden (z. B. über einen CTA). Es steht zweckgebunden für Pensionszahlungen zur Verfügung. Saldiert wird es mit den Pensionsverpflichtungen, und nur die verbleibende Differenz ist als Pensionsrückstellung in der Bilanz auszuweisen. Quelle: WTW-Studie „DAX-Pensionswerke 2023“, S. 6 10 Mrd. EUR 6 Mrd. EUR 4 Mrd. EUR Spezifischer Ausfinanzierungsgrad im Beispiel: 60 % Saldierung von Pensionsverpflichtung und Planvermögen (spezifischem Pensionsvermögen): Bildung von Planvermögen ist jedoch kein „Muss“! Pensions- rückstellung = Bilanzansatz Pensions- verpflichtung Plan- vermögen Pensions- rückstellung 178 N o . 2/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | DAX-Pensionsfondsstudie FOTO: © IRIS ULMER-LEIBFRITZ AUGENWERK » Die Unternehmen sind nach wie vor bestrebt, in der Kapitalanlage breit aufgestellt zu sein. « Hanne Borst, Leiterin Retirement Deutschland

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