Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

nach vorn, weil damit ein neues Niveau bei Vergleichbarkeit und Standardisierung erreicht werden könnte. Ich würde zudem meiner Hoffnung Nachdruck verleihen, dass ein bereits angestoßenes Datenprojekt unter dem Stichwort „Single Access Points“ in möglichst absehbarer Zeit auch wirklich zustande kommt und dann auch so viel Inhalt mitbringt, dass es von den Marktteilnehmern auch wirklich sinnvoll genutzt werden kann. Und wenn ich noch einen dritten Punkt nennen darf: Konkret auf die Offenlegungs- verordnung SFDR bezogen sollte man das Regelwerk so weit wie möglich entschlacken und vor allem die Reporting- anforderungen für Asset Manager zumindest ein wenig reduzieren. Kai Röhrl: Mir ist das teilweise schon gefallene Stichwort Akzeptanz wichtig. Fortschritte sind dabei nur möglich, wenn Kunden anhand von klaren Kategorien und Kriterien für nachhaltige Fonds rasch erkennen können, um was für ein Investment es sich tatsächlich handelt und welche Ziele damit erreicht werden sollen. Und unter einem Begriff wie Regulierungswut wäre es mit Sicherheit sinnvoll und ange- bracht, zwischenzeitlich einmal ein wenig die Geschwindig- keit zu reduzieren, eventuell sogar einfach einmal zu pausie- ren, statt schon wieder mit der nächsten Verordnung um die Ecke zu kommen, wenn ein Großteil der Marktteilnehmer die vorhergehende bereits beschlossene und eingeführte Vorschrift noch nicht einmal richtig verarbeitet hat. Wir drohen sonst einige Marktteilnehmer und auch Investoren zu verlieren auf einemmit Sicherheit langen Weg, der noch vor uns liegt. Man würde ja auch einem Hund nicht die Wurst so hoch hängen, dass er erst gar nicht mehr zu sprin- gen anfängt. Edda Schröder: Ich glaube, das Beispiel mit demHund trifft es sehr gut.Die Regulierung in Europa neigt sehr stark dazu, das Thema ESG aus dem Blickwinkel von Compliance anzugehen und zu versuchen, möglichst alle damit verbun- denen Facetten bis ins Detail zu regeln. Und mit dem glei- chen Eifer auch die nachfolgende Prüfung zu regulieren. Mir fehlt da der Weitblick auf Seiten der Politik, die zudem klarer definieren müsste, in welchen Zeiträumen bestimmte Ziele tatsächlich erreicht werden sollen. Denn das hat Rück- wirkungen auf die Fristigkeit unterschiedlicher Investments und Assetklassen. Und am Ende kann es nicht nur darum gehen, lediglich bis zum eigenen Tellerrand zu blicken. Sinn- voll betriebene Nachhaltigkeit darf nicht an nationalen oder regionalen Grenzen aufhören. Denn wir haben es mit glo- balen Problemen zu tun, und zwar nicht nur den Klima- wandel betreffend, das gilt genauso für das Migrationspro- blem oder eine zuletzt wieder gestiegene Ungleichheit in der Welt. Da sind wir wieder beim Bild von der Wander- gruppe, bei der keiner zurückgelassen werden sollte, damit alle die gleiche Chance haben, auch wirklich anzukommen. Wir danken für das Gespräch! HANS HEUSER Expertenrunde zur Frage, was die Fondsbranche durch ESG bisher bewirkt hat 176 N o . 2/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Roundtable | ESG FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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