Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

natürlich keinen direkten Impact erzielen können, weil wir eben keine Windräder bauen oder Solaranlagen betreiben, so sind wir keineswegs ohne Grund der Net Zero Initiative beigetreten. Das verpflichtet uns, jedes Jahr sieben Prozent unseres Gesamtportfolios zu dekarbonisieren. Und wir wol- len bis 2050 bei null Emissionen über alle unsere Assets hin- weg stehen. Diese Reduzierung geschieht zwar mittelbar, aber wir können etwas erreichen, indem wir Firmen beloh- nen, wenn sie sich besser verhalten als andere. Prof. Allinger hat sicher recht, dass damit eine Art Bestrafung über schlech- tere Kreditkonditionen verbunden ist. Das müssen wir hin- nehmen. Aber es zeigt, dass es auch in der Breite der Fonds- industrie möglich ist, zu einer Reduzierung von CO 2 -Emis- sionen beizutragen. Wir haben bisher sehr viel dazu gehört, was alles insbesondere aufgrund der Regulierung bisher falschläuft innerhalb unserer Branche oder wo die Fondsindustrie mit unnötigen Extrakosten belastet wird.Was würden Sie denn den EU-Behörden in Brüssel als Empfehlung geben, damit sich für alle Beteiligten etwas zum Positiven verändert? Hanjo Allinger: Für mich stünde an oberster Stelle die Stär- kung und Verbesserung des europäischen Emissionshandels, um eine wirkungsvolle CO 2 -Reduktion zu erreichen. Es ist das Werkzeug, das in der Literatur seit Jahrzehnten bekannt ist. Im Prinzip gab es schon 1991 den Nobelpreis dafür, was gezeigt hat, dass der Handel mit Verschmutzungsrechten immer zu einem effizienten Ergebnis führt. Wir sehen anhand von Statistiken, dass die regulierten Bereiche, also jene, die dem Emissionshandel unterworfen sind, mit Abstand die größten Beiträge zur Emissionsverringerung gebracht haben. Aber nicht nur das: Ein professionell ge- machter Emissionshandel wie der europäische führt einfach dazu, dass eine Verringerung des CO 2 -Ausstoßes immer von denen erbracht wird, die das gerade am kostengünstigsten können. So geht aus meiner Sicht eine arbeitsteilige und gleichzeitig effiziente Reduktion von Emissionen. Das Instrument haben wir an der Hand. Und deshalb sollten wir es auch nutzen und einsetzen, statt darauf zu hoffen, über irgendwelche unklaren Wechselwirkungen in anderen Sektoren einen Impact erzielen zu können. Barbara Wokurka: Mein Wunsch wäre, mit einer repräsenta- tiven Anzahl von Menschen aus der Finanzwirtschaft wie auch aus der Realwirtschaft nach Brüssel zu ziehen, um in einen Austausch mit den dort ansässigen Behörden ein- zutreten. Die Zusammensetzung dieser Gruppe müsste so gestaltet sein, dass darunter möglichst Leute sind, die an den derzeit bereits bestehenden Regularien bisher nicht mit- gearbeitet haben. Und sie müssten sagen dürfen, wie es ihnen mit diesen verschiedenen Dingen geht und wie zufrieden ober eben nicht zufrieden sie mit dem heute erreichten Stand sind und welche Auswirkungen sich nach ihrer Wahrnehmung bereits eingestellt haben.Und sie müss- ten erklären können, was sich aus ihrer Sicht ändern müsste, damit der eingeschlagene Pfad sinnvoll weiter beschritten werden kann. Dazu gehört dann auch, bestimmte Dinge in einer Art und Weise abzuspecken, damit das ESG-Thema nicht nur akzeptiert wird, sondern mit einer wirklichen Überzeugung seitens der Breite der Menschen auch umge- setzt werden kann. Vielleicht ein wenig zu viel Traum, aber ich fände das durchaus sinnvoll. Claudia Röring: Ich würde mich für eine Weiterentwicklung der globalen Zusammenarbeit in allen Facetten des ESG- Themas einsetzen, wie das zum Teil auch hier schon ange- klungen ist. Das betrifft nicht nur den Aspekt Regulierung, auf keinen Fall zu vernachlässigen wäre dabei auch das gesamte Thema Reporting. Gerade in dieser Hinsicht gibt es bereits heute gewisse Schritte in die richtige Richtung. Damit meine ich zum Beispiel internationale Accounting- Standards, die zumindest dazu führen könnten, dass Unter- nehmen imWesentlichen anhand der gleichen nicht finan- ziellen Kennzahlen berichten. Das wäre ein Riesenschritt 174 N o . 2/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Roundtable | ESG FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Meiner Auffassung nach lässt sich echte Wirkung vor allen Dingen im illiquiden Bereich erzielen. « Barbara Wokurka, Finvia Family Office

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