Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

Geld kosten, damit sich Firmen umstellen und ihre Produk- tionsketten ändern. Ich gebe Prof. Allinger ja durchaus recht, dass es falsch wäre, diejenigen zurückzulassen, die es auf dem gemeinsamen Wanderweg am schlimmsten trifft. Aber auch die Fußkranken dürfen sich nicht hängen lassen und müssen es zumindest ernst meinen und mithelfen, dass andere sie unterstützen. Claudia Röring: Auch ich würde mit der Regulierung nicht ganz so harsch ins Gericht gehen. Ich teile durchaus Ihre Einschätzung, dass der Transformationsgedanke in weiten Teilen der Regulierung noch nicht wirklich durchkommt. Wenn wir uns allerdings die nach Artikel 8 SFDR zuge- lassenen Fonds in ihrer Gesamtheit anschauen, dann fällt auf, dass die geradezu standardmäßig nach wie vor sehr stark in Branchen investiert sind, die noch nicht grün, sondern immer noch ziemlich braun sind. Und die große Kritik daran kommt nicht unbedingt nur von der Regulierungs- seite, sondern sehr viel stärker von NGOs, die teilweise darauf drängen, dass Sektoren komplett ausgeschlossen werden. Das kann sicherlich nicht der Weg zu mehr Trans- formation sein. Ich denke aber, dass die Regulierung das zu einem gewissen Grad bereits erkannt hat und in der Namensrichtlinie der ESMA mit der Einführung von Transitionsfonds auch in irgendeiner Form schon reflektiert. Dort gibt es zumindest diese krassen Ausschlusskriterien nicht mehr. Und dann hat man die Chance, im Prinzip in diejenigen Unternehmen zu investieren, die sich zumindest innerhalb ihres Sektors auch glaubwürdige Klimaziele setzen und wirklich Anstrengungen unternehmen, sich zu wandeln. Kai Röhrl: Man sollte auch nicht zu gering schätzen, dass vor allem dem Eigentümer – ob das eine Fondsgesellschaft oder ein Hausbesitzer ist – stets ein gehöriger Teil der Verant- wortung zukommt. Das ist aus meiner Sicht ein Grund mehr, warum man nicht sagen kann, die Fondsindustrie habe bisher gar nichts bewirkt.Nehmen Sie nur das Thema Impact im Zusammenhang mit Mikrofinanzinstituten. Darüber konnten viele kleine Unternehmer finanziert und viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Und unsere Gesell- schaft beschäftigt nicht ohne Grund 20 Mitarbeiter in unse- rem Engagement-Team. Diese Leute machen nichts anderes, als jeden Tag mit Firmen zu sprechen und so unsere treu- händerischen Verpflichtungen wahrzunehmen. Wir gehen bewusst in den Austausch mit Energieunternehmen wie Enel oder Royal Dutch Shell. Und ich kann sagen, dass dadurch schon so manches in Bewegung gekommen ist, auch auf Board-Ebene, wo wir zum Teil erreichen konnten, dass deren Bezahlung an das Erreichen von CO 2 -Reduzie- rungszielen gekoppelt wurde. Barbara Wokurka: Ich würde in diesem Zusammenhang dafür plädieren, zwischen Nachhaltigkeitseffekten im liqui- den und im illiquiden Bereich zu unterscheiden. Meiner Auffassung nach lässt sich echte Wirkung vor allen Dingen im illiquiden Bereich erzielen. Noch bevor Gelder über un- sere Venture-Capital- oder Private-Equity-Fonds investiert werden, kennen die Vehikel ihren klaren Auftrag. Das kann zum Beispiel das Ziel einer stärkeren Dekarbonisierung des Mittelstands sein. Dann muss ein Unternehmen, in das wir einsteigen, beispielsweise versuchen, durch die Anwendung neuer Technologien 60 Prozent weniger CO 2 zu emittieren, als das mit herkömmlichen Technologien der Fall wäre. Und das müssen wir messen, wir müssen es nachweisen auf Basis von wirklich validen akademischen Methoden, die es mittlerweile im Klimabereich gibt. Dann geben manche Investoren gern ihr Geld und beobachten im Zeitverlauf über zehn, zwölf oder 15 Jahre, wie sich ihr Investment entwickelt hat und inwieweit wirklich eine positive Wir- kung erzielt werden konnte. Das ist mein Verständnis von Impact. Kai Röhrl: Um an dieser Stelle eine Lanze für die Anbieter von liquiden Investments zu brechen: Auch wenn wir 172 N o . 2/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Roundtable | ESG FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Wir gehen bewusst in den Austausch mit Energieunter- nehmen wie Enel oder Royal Dutch Shell. Und dadurch ist schon so manches in Bewegung gekommen. « Kai Röhrl, Robeco

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