Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

F aktorstrategien basieren auf der Idee, messbare Risi- komerkmale, die Unterschiede in den Renditen ver- schiedener Wertpapiere erklären, in Performance zu verwandeln. Grundlage dafür war einst das klassische Capi- tal Asset Pricing Model (CAPM), in dem der Markt den ein- zigen Faktor darstellte. Dann folgte das Drei-Faktor-Modell, in dem Value und Size hinzukamen. Im Lauf der Zeit wur- den neben Momentum, Profitabilität und Investment viele weitere Faktoren entdeckt, mit denen sich Querschnittsren- diten von Aktien immer besser erklären ließen. Inzwischen liegt die in der wissenschaftlichen Literatur dokumentierte Anzahl von Faktoren deutlich im dreistelligen Bereich. Mit einem Augenzwinkern wird deshalb schon längst vom „Faktorzoo“ gesprochen. Wie viele Faktoren sind relevant? Dabei stellt sich die Frage, inwieweit eine derart hohe An- zahl für die Praxis überhaupt relevant sein kann. Bei den vie- len Faktoren dürfte eine beträchtliche Menge redundanter Information enthalten sein.Man könnte also vermuten, dass es nur wenige unabhängige Merkmale braucht, um den Querschnitt der Aktienrenditen zu erklären. Allerdings sind Forscher uneins darüber, wie viele Faktoren man wirklich ausblenden kann. Die Studie „More Factors Matter and Fac- tors Matter More than You Might Think: The Role of Time Variation in Factor Premia“ von Hendrik Bessembinder Die Diskussionen zum Thema Faktorinvestments halten an. Einige Studien versuchen den „Faktorzoo“ auf eine überschaubare Größe einzudampfen, andere halten den ganzen Ansatz für falsch. In der Praxis fehlt dagegen vor allem eines: Performance. Im Faktor-Irrgarten Schwankende Anzahl relevanter Faktoren Neben der Anzahl veränderte sich auch die Art der relevanten Faktoren. Die Grafik zeigt die kumulative Anzahl eindeutiger und wahrscheinlicher Prädiktoren, die von Andrew Chen und Tom Zimmermann bereitgestellt werden (Open Source Asset Pricing). Außerdem ist die Zahl der Faktoren zu sehen, die signifikante CAPM-Alphas über rollierende 60-Monats-Zeiträume aufwiesen (Signifikanzschwelle bei t-Wert von 3). Die Autoren der Studie schreiben, dass sich die relevanten Faktoren im Lauf der Zeit verändern. Sie verschwinden aber langsam genug, um noch für eine gewisse Zeit profitabel ausgenutzt werden zu können. Quelle: Bessembinder, H. / Burt, A. / Hrdlicka, C. (2024), More Factors Matter and Factors Matter More than You Might Think: The Role of Time Variation in Factor Premia, S. 40 2015 '18 2010 2005 2000 1995 1990 1985 1980 1975 1970 1965 1960 1955 1950 1945 1940 1935 '31 0 50 100 150 200 250 Anzahl signifikanter Faktoren Anzahl Faktoren Anzahl Faktoren 134 N o . 2/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Faktorstrategien FOTO: © ROBECO » Rund 90 Prozent der untersuchten Faktoren sind überflüssig. « Alexander Swade, Accounting and Finance, Lancaster University & Robeco Quantitative Investments

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