Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

Fuest. Die beiden Arbeiten bauen in gewisser Weise auf- einander auf. In der ersten wird die Effizienz oder Ineffi- zienz des Ölmarktes selbst betrachtet.Die zweite Publikation arbeitet die Auswirkungen von Ölmarktkapriolen auf die großen Währungen der Welt heraus. Was dieses Paper her- vorhebt, ist, dass nicht nur die Wechselwirkung von US-Dol- lar und Öl herausgearbeitet wird, sondern generell die markttechnischen Interaktionen von Öl auf der einen Seite und den Währungen von großen Ölproduzenten und Öl- importeuren auf der anderen Seite. Methodisch sinnvoll wollen wir uns zunächst generell der Markteffizienz widmen. Wann also ist der Ölmarkt relativ berechenbar, wann herrscht von dieser Seite Planungssicher- heit für Politik, Wirtschaftstreibende und Konsumenten? „Um das herauszufinden, greifen wir auf ein kürzlich vorge- schlagenes quantitatives Maß für die Markteffizienz zurück, das auf einer neuen Interpretation des fraktionalen Integra- tionsparameters ,d‘ basiert.Dieser Ansatz ermöglicht es nicht nur zu analysieren, ob ein bestimmter Markt effizient ist oder nicht, sondern auch, wie sich der Grad der Ineffizienz eines Marktes über die Zeit verändert, und eben diesen Effi- zienzgrad über verschiedene Marktregimes hinweg zu ver- gleichen“, erklärt Wadud. Dieser Parameter nimmt je nach Marktlage verschiedene Größen an. Ist „d“ beispielsweise größer als eins, so ist der Markt ineffizient, die Informations- transmission exzessiv, der Schockzustand des Marktes kann „explosiv“ werden, wie es die Autoren formulieren. Ent- spricht „d“ eins, ist der Markt hingegen effizient. Der Para- meter kann diverse Größen annehmen, die verschiedenste Marktzustände beschreiben, was wiederum und letztendlich auf den Entwurf eines von den Autoren „D-Index“genann- ten Maßes hinausläuft, das die Informationseffizienz des Ölmarktes messen soll. Verschiedene Szenarien Mit „Ölmarkt“ist aufgrund von Relevanz,Datenmenge und Datenzugriff nordamerikanisches WTI-Öl gemeint. Ausge- wertet werden die täglichen Preise von Januar 1997 bis Sep- tember 2022, wobei die Ölpreisrückgänge von 2008, 2014 und 2020 genauer analysiert werden. Es zeigt sich, dass der Ineffizienzwert „D“ erst mit einer gewissen Verzögerung ansteigt, wenn die Preisrückgänge steiler werden. Dies liegt an der Schätzung des Integrationsparameters „d“, der erst bei einer ausreichend großen Zahl an Beobachtungen aus der Rückgangsphase wirklich greift (Anm.: Siehe roter Chart- verlauf in den Schaubildern „Ölmarkt-Ineffizienz und Unsicher- heit“) . So begannen die Ölpreise bereits Anfang 2020 zu fal- len, bevor Covid-19 von der WHO zur Pandemie erklärt wurde. Der Rückgang wurde imMärz dieses Jahres steiler – und das ist der Zeitpunkt, ab dem das Ineffizienzmaß rea- giert und zu steigen beginnt. Die nächste extreme Ölpreisepisode folgte in Form eines massiven Anstiegs als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine Anfang 2022, gefolgt von recht volatilen Preis- Dass es einen Zusammenhang zwischen US-Dollar und Erdöl gibt, ist weitläufig bekannt. In einer bemerkenswerten CESifo-Arbeit wird nun aber dargelegt, wie die Volatilitäten von WTI und Shanghai auf der einen Seite und die Währungen der wichtigsten Ölex- und -importeure auf der anderen Seite zusammenhängen. N o . 2/2024 | institutional-money.com 131 Ölmarkt | THEORIE & PRAXIS FOTO: © EUDPIC | STOCK.ADOBE.COM

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