Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

herbeizuführen, sondern den schlimmsten Ausgang zu ver- meiden. An dieser Stelle mag man von mangelnder Ambi- tion sprechen, der Ansatz der Risikominimierung ist jedoch valide und somit vertretbar. Verschiedene Quellen der Unsicherheit Zentralbanker sehen sich jedenfalls mit verschiedenen Quel- len der Unsicherheit konfrontiert.Dabei ist die Unsicherheit über die Persistenz der Inflation von besonderer Bedeutung. Weitere Unsicherheitsfaktoren sind die natürliche Arbeitslo- senquote, die Kapazitätsauslastung der Wirtschaft, der neu- trale Zinssatz sowie die Stärke der Übertragung von Schocks auf die Gesamtwirtschaft einschließlich solcher, die mit der Geldpolitik zusammenhängen. Die Autoren fokussieren in ihrer Arbeit auf die Effekte einer Fehleinschätzung der Inflationspersistenz, da diese aus ihrer Sicht die Variable ist, deren Misinterpretation die höchste Wirkung haben kann. Hier gibt es zwei relevante Spielarten. Erstens: Die Persistenz ist hoch, die Notenbank schätzt sie jedoch als moderat ein. Das ist der Fall, der welt- weit vor der aktuellen Inflationswelle eingetreten ist. Die zweite Spielart: Die Persistenz ist moderat, die Notenbank glaubt aber, sie sei hoch. Die Autoren vertreten nun die These, dass die Kosten einer Fehleinschätzung im zweiten Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, wie schwierig es ist, die Inflation in ihrer Stärke und Dauer korrekt zu prognostizieren. In einem aktuellen Paper rät der IWF den Notenbanken, im Zweifel eher darauf abzuzielen, den Worst Case zu vermeiden, als einen möglichst optimalen Ausgang anzustreben. Die Inflationsstruktur innerhalb der Eurozone Auffällig sind das wechselnde Gewicht der Energiepreise und die Schnittpunkte zwischen Gesamt- und Kerninflation. Die Entspannung bei den Energiepreisen hat zuletzt zu einem Rückgang der Inflation in der Eurozone geführt. Nichtsdestotrotz ist die Teuerung nach wie vor meilenweit vom zweiprozentigen Zielwert der EZB entfernt. Präsidentin Christine Lagarde muss vor diesem Hintergrund die jeweiligen Kosten und Risiken genau abwägen. Bei Reaktionsschluss ging man jedenfalls von einer ersten Zinssenkung im Juni aus. Quelle: IWF, Eurostat -2 % 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % Energie Lebensmittel unverarbeitet Dienstleistungen Lebensmittel verarbeitet Industriegüter ex Energie Gesamtinflation (YoY) Kerninflation (YoY) Prozent Jan. 2020 Jan. 2021 Jan. 2022 Jan. 2023 Sept. 2023 N o . 2/2024 | institutional-money.com 125 Euro-Leitzins und Inflation | THEORIE & PRAXIS FOTO: © WESTLIGHT | STOCK.ADOBE.COM

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