Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

ablesen: So haben die US-amerikanischen Importe aus China von 2018 bis 2023 um rund 20 Prozent abgenom- men. Auch die ausländischen Direktinvestitionen (FDIs) in der Volksrepublik sind deutlich zurückgegangen. Derselbe Trend zeichnet sich bei ausländischen Greenfield-Invest- ments und Übernahmetätigkeiten ab (siehe Chart-Serie „Der Versuch einer Isolierung“) . „Die USA stemmen sich gegen den Aufstieg Chinas, um ihre eigene Vorherrschaft beizubehal- ten. Dieser Trend greift auch auf die jeweiligen Verbündeten über“, meinte Sang Hoon Lee, PM Emerging Markets East- spring Investments im Rahmens seiner Kongresspräsenta- tion. Das heißt, die Isolierung Chinas soll nicht nur von den Vereinigten Staaten, sondern vom gesamten Westen mitge- tragen werden – zumindest wenn es nach Washington geht. Das jüngste Vorgehen gegen chinesische E-Autos spielt genau auf dieser Klaviatur. Stellt sich die Frage: Kann das langfristig gelingen? Eigenes Imperium Die Frage erscheint berechtigt – und zwar ironischerweise wenn man die bereits beschriebenen offiziellen chinesischen FDI-Daten unter umgekehrten Vorzeichen liest. Dann zeigt sich, dass die Direktinvestitionen Chinas in den vergangenen 20 Jahren von de facto null in der Spitze auf rund 200 Mil- liarden US-Dollar pro Jahr gestiegen sind.Die Volksrepublik baut also ihr eigenes weltweites Handelsimperium auf. Kein Wunder, dass Marktteilnehmer Qimin Fei, Co-Portfolio- Manager bei FSSA Investment Managers, imRahmen seines Kongressvortrags „Asiatische Märkte: Das Ende der Welt – wieder einmal?!“ Skepsis bezüglich der Strategie äußerte: „Aus unserer Sicht bleibt China in den globalen Märkten tief involviert“, erklärte der Manager. Das politische Gelingen der US-Strategie ist jedoch über einen herkömmlichen Veranlagungshorizont von drei bis fünf Jahren gesehen einigermaßen irrelevant. Der Invest- ment Case ist in diesem Fall nämlich nicht der Ausgang, sondern der Prozess Lieferkettenneuausrichtung – das gilt umso mehr, als sich die Umsetzung und deren Profiteure bereits jetzt recht deutlich abzeichnen (siehe Chart-Serie „Potenzielle Profiteure“). Profiteure des Prozesses Hier zeigt sich, dass diverse asiatische Länder mit aktuell noch relativ geringem volkswirtschaftlichem Gewicht, aber teils enormem demografischem Potenzial bereits – und zu- mindest teilweise – in die chinesische Bresche gesprungen sind. So haben Vietnam, Indien und Malaysia zuletzt einen deutlichen Anstieg ihrer Anteile am US-Importmarkt ver- zeichnet. Möglicherweise würde dieser Trend selbst dann – in zumindest abgemilderter Form – bestehen, wenn die US- Regierung nicht so vehement Druck ausüben würde. Dafür spricht, dass „Chinas Lohnkosten im Vergleich zu anderen Ländern aus den Emerging Markets verschwunden sind. Die schnell alternde Bevölkerung ist ein weiterer Faktor, weswegen das Land als Werkbank der Welt ihren Reiz ver- liert“, meint Sang Hoon Lee. Bereits drastisch zeigt sich die tektonische Verschiebung in Sachen Lieferketten beim Vergleich zwischen Mexiko und China. Der US-Importanteil aus demmittelamerikani- Potenzielle Profiteure ASEAN-Länder und Mexiko füllen die chinesische Lücke. ASEAN-Staaten mit demografischem Potenzial springen in die chinesische Bresche, während Mexiko beim Kampf um den US-amerikanischen Markt nach rund zwei Jahrzehnten wieder vor der Volksrepublik liegt. Das unter Ökonomen und Marktteilnehmern zuletzt viel besprochene Indien schickt sich indessen an, nicht nur am amerikanischen, sondern auch am globalen Exportmarkt für Furore zu sorgen. Quelle: Eigene Recherche, Eastspring 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 6 % 7 % 2031 e 2021 2011 2001 1991 2000 1995 2005 2010 2015 2020 2000 2005 2010 2015 2020 China Mexiko Malaysia Indonesien Philippinen Thailand Vietnam Indien Handelsgüter Dienstleistungen Gesamt Anteil an US-Importen Indiens Anteil am globalen Export Anteil an US-Importen gesamt 0,5 % 3,5 % 0,6 % 6,4 % 10,4 % 12,7 % 11,6 % 0,5 % 4,5 % 120 N o . 2/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Lieferkettenanpassung FOTO: © JOHANNES VOGT | EASTSPRING » Die USA stemmen sich gegen den Auf- stieg Chinas, um ihre eigene Vorherrschaft beizubehalten. Dieser Trend greift auch auf die jeweiligen Verbündeten über. « Sang Hoon Lee, PM Emerging Markets, Eastspring Investments

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