Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

freundlichere Technologien zu erleichtern. Allerdings kön- nen Giannetti, Jasova, Loumioti und Mendicino anhand der ausgewerteten Daten nicht feststellen, dass diese Kredit- nehmer, die mehr Kredite von Banken erhalten, die in ihren Angaben das Umweltengagement betonen, in den nächsten drei Jahren nach Kreditvergabe ihre Treibhausgasemissionen (THG) tatsächlich verringern. Darüber hinaus finden sie auch keine Hinweise darauf, dass Unternehmen in braunen Branchen, die Kredite von Banken mit hohem Umweltbe- wusstsein erhalten, mehr in Forschung und Entwicklung (R&D) oder Sachanlagen investieren als andere Unterneh- men ihrer Branche. Dies deutet darauf hin, dass diese Unter- nehmen wahrscheinlich nicht in neue umweltfreundlichere (grünere) Technologien investieren. Ebenso gewähren Ban- ken mit einem hohen Grad an Offenlegung von Umwelt- informationen unverhältnismäßig weniger Kredite an junge Unternehmen in braunen Industrien, die eher dazu tendie- ren sollten, innovativ zu sein und disruptiv in Bezug auf alte braune Technologien zu wirken. Schließlich finden sich keine Hinweise darauf, dass Firmen mit klar definierten Plänen zur Reduktion der Koh- lenstoffemissionen entsprechend der Science Based Target Initiative (SBTi) mehr Finanzmittel von Banken mit umfas- senderen Umweltinformationen erhalten würden als von Banken, die in puncto Umweltengagement wenig offenle- gen. Zusammengenommen deuten die Forschungsergebnis- se darauf hin, dass Banken, die die Umwelt in ihren Offen- legungen betonen, sich wahrscheinlich nicht an der Kredit- vergabe für den Übergang beteiligen. Stattdessen scheinen Beziehungen zu Banken und frühere Engagements bei der Unternehmensfinanzierung die Rolle der Banken bei der Finanzierung des Klimawandels einzu- schränken. Auch wenn Banken mit umfassenderen Umwelt- informationen nicht weniger dazu tendieren, braune Kredite zu vergeben, ist die Wahrscheinlichkeit doch geringer, dass sie neue Beziehungen zu braunen Kreditnehmern eingehen. Stattdessen vergeben Banken mit umfassenden Umwelt- informationen mehr Kredite an braune Kreditnehmer, zu denen sie bereits engere Geschäftsbeziehungen unterhalten. Darüber hinaus neigen diese Banken dazu, Kreditnehmer in braunen Branchen zu finanzieren, insbesondere wenn diese weniger gewinnträchtig sind, eine niedrige Produktivität auf- weisen und einen niedrigeren Zinsdeckungsgrad zeigen.Die Diskrepanzen zwischen den tatsächlichen Kreditentschei- dungen und den von den Banken angestrebten Umwelt- profilen scheinen sich also durch die Neigung der Banken zu verstärken, weiterhin Kredite an finanziell ungesunde braune Kreditnehmer zu vergeben, die in der Regel über weniger Finanzierungsalternativen verfügen und in Not geraten würden, wenn ihre Hauptbankbeziehung abrisse. Die Tendenz, sogenannte Zombies am Leben zu erhalten, dürfte sich angesichts der zu beobachtenden niedrigen Kre- ditausfallraten tatsächlich etabliert haben und wurde wohl in der Zeit der Abschaffung des Zinses durch die Noten- banken indirekt befördert, da die Banken aufgrund der nied- rigen Marge wenig Luft für Abschreibungen hatten. Risiko für bestehende Kredite Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Banken nur geringe Anreize haben, ihre Kreditvergabepolitik zu än- dern, da sich dies negativ auf ihre ausstehenden Kredite aus- wirken könnte, wie Hans Degryse, Tarik Roukny und Joris Tielens 2022 in „Asset Overhang and Technological Change“ beschreiben. Dieses Resultat steht auch im Einklang mit dem Beitrag „Finance and Green Growth“ von Ralph De Haas und Alexander Popov, der 2023 in The Economic Jour- nal veröffentlicht wurde. Die beiden belegen dort, dass die Fremdfinanzierung den Übergang zu einer grüneren Wirt- schaft verlangsamen kann. Nur Vorschriften, die das Transi- tionsrisiko bei der Kreditvergabe an umweltverschmutzende Kreditnehmer erhöhen, scheinen die Banken zu veranlassen, restriktivere Kredite anzubieten. Das haben Ivan Ivanov,Ma- thias S. Kruttli und Sumudu W. Watugala in „Banking on Carbon: Corporate Lending and Cap-and-Trade Policy“ fest- gehalten. So einfach dürfte die Sache aber dann doch nicht sein, zeigen doch Luc Laeven und Alexander Popov in „Car- bon Taxes and the Geography of Fossil Lending“, publiziert 2023 im Journal of International Economics, dass Banken, Anteil brauner Kredite und Umweltoffenlegungsausmaß Je mehr braune Kredite im Portfolio, desto mehr Offenlegung zu Umweltthemen Die Korrelation zwischen Umweltangaben und dem Anteil der Kredite, die eine Bank an braune Industrien vergeben hat, ist positiv. Der Grund könnte sein, dass Banken, die traditionell auf braune Industrien spezialisiert sind, möglicherweise stärker unter Druck gesetzt werden, ihre Umweltstrategien und Pläne zur Dekarbonisierung offen- zulegen. Quelle: Studie 0 20 60 80 40 1,0 1,5 2,0 2,5 Regessionsgerade Punktwolke Anteil brauner Kredite am gesamten Kreditbuch Offenlegungsausmaß 114 N o . 2/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Banken FOTO: © UNIVERSITY OF TEXAS » Banken zögern, Beziehungen zu braunen Kreditnehmern zu beenden, besonders wenn diese finanziell schwach aufgestellt sind. « Maria Loumioti, Associate Professor, Accounting an der University of Texas in Dallas

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