Institutional Money, Ausgabe 2 | 2024

des Kreditnehmers als auch das Kreditangebot wider- spiegeln. Den vier Kapitalmarktforscherinnen war nicht klar, ob die Versuche der Banken, sich als umweltbewusst darzustellen, auch in der Praxis mit einer grüneren Kreditvergabepolitik verbunden sind. Es gelingt ihnen aufzuzeigen, dass Banken, die in ihren Berichten Umweltinitiativen überbetonen, kein grüneres Kreditportfolio haben als ihre Wettbewerber. Die Banken scheinen also strategisch über positive Nachhaltig- keitsmaßnahmen zu berichten und Informationen über Negatives in diesem Zusammenhang zurückzuhalten. Das Ganze geschieht mithilfe einer Textanalyse (siehe gleichnamige Grafik) der Umweltinformationen von systemrelevanten Banken in der Eurozone mit dem Ziel, das Ausmaß zu erfassen, in dem eine Bank versucht, ihr ökologisches Nach- haltigkeitsprofil zu verbessern. In Übereinstimmung mit diesem Ziel ist der Indikator für den Umfang der Umwelt- informationen von Banken positiv mit dem Ruf einer Bank als umweltfreundlich verbunden, wobei man diese Messgrö- ße an dem Umwelt-Score-Rating und der Beteiligung der Bank an der Emission grüner Anleihen festmachen kann. Beides – Umwelt-Score und Green-Bond-Emssionen – kön- nen von den Marktteilnehmern leicht beobachtet werden. Darüber hinaus wird generell die Offenlegung von Umwelt- informationen in der Regel positiv bewertet. AC als Quelle Anhand von AnaCredit (AC), dem Kreditregister des Euro- päischen Systems der Zentralbanken, das umfassende Infor- mationen über die Kreditvergabe und das Kreditengage- ment der Banken liefert, untersuchen die vier Kapitalmarkt- forscherinnen, ob die Offenlegung von Umweltinformatio- nen mit der Umweltfreundlichkeit (Greenness) der Kredit- vergabe der Banken zusammenhängt, die von den Markt- teilnehmern nicht beobachtet werden können, weil sie auf der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Daten beruht. In Ermangelung von strategischen Offenlegungen würde man erwarten, dass Banken, die sich selbst als umwelt- bewusster darstellen, mehr Kredite an grüne und weniger Kredit an braune Kreditnehmer vergeben. Diese Arbeits- hypothese des Quartettes fand in den Daten aber keine Bestätigung, sondern musste verworfen werden. Stattdessen stellen Giannetti, Jasova, Loumioti und Mendicino fest, dass Banken, die ihre Aktivitäten als nachhaltiger darstellen, im Allgemeinen mehr neue Kredite an Kreditnehmer aus brau- nen Branchen und an Kreditnehmer mit höheren CO 2 - Emissionen vergeben, während sie gleichzeitig nicht mehr Kredite an grüne Branchen ausreichen.Diese Banken verrin- gern auch nicht ihr Engagement gegenüber Kreditnehmern, die auf der Grundlage der Klassifizierung nachhaltiger Ak- tivitäten der Europäischen Union als braun einzustufen sind. All diese Muster sind am stärksten bei Krediten an kleine Kreditnehmer ausgeprägt, die für die Marktteilnehmer na- turgemäß schwieriger zu beobachten sind. Die Ergebnisse der Untersuchung deuten also darauf hin, dass man über die größten Kreditnehmer wie zum Beispiel den Markt für Konsortialkredite bei der Analyse des Umwelt-Impacts hinausgehen und das gesamte Kreditportfolio einer Bank betrachten sollte, um die Umweltauswirkungen der Kredit- entscheidungen zu bewerten. Alle Regressionsrechnungen arbeiten mit Kontrollvariab- len in Bezug auf die Kreditnachfrage, indem entweder Inter- aktionen von fixen Firmen- und Zeiteffekten oder Inter- aktionen von fixen Branchen-, Länder- und Zeiteffekten ein- bezogen werden, was es den Autorinnen ermöglicht, das Kreditangebot von Banken zu identifizieren, das die Nach- haltigkeit der Kreditvergabepolitik betont. Man kontrolliert auch im Hinblick auf die Möglichkeit der Banken, ihre Bilanzen auszuweiten, entweder durch eine Kombination aus festen Effekten der Bank und zeitvariablen finanziellen Performancekenngrößen oder Interaktionen von bank- und zeitfixen Effekten. Enttäuschende Ergebnisse Die Autorinnen gehen in einer weiteren Hypothese davon aus, dass Banken mit umfassenden Offenlegungen bezüglich Umweltinformationen Kredite an Kreditnehmer in braunen Industrien vergeben, um deren Umstellung auf umwelt- Sentiment zu Umweltthemen und das Offenlegungsausmaß Je mehr von Banken offengelegt wird, desto positiver ist die Stimmung Umweltthemen gegenüber. Banken mit ausführlicheren Umweltoffenlegungen tendieren dazu, Umweltthemen mit einer positiven Stimmung zu diskutieren . Das deutet darauf hin, dass die Schlüssel- begriffe aus der Wortwolke wahrscheinlich die finanziellen Risiken, die sich aus dem Klimawandel ergeben, nicht erfassen und eher als Proxy für die Betonung des Umwelt- bewusstseins der Banken stehen. Quelle: Studie -0,2 -0,1 0,1 0,2 0 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 Regessionsgerade Punktwolke Sentiment betreffend Umweltthemen Offenlegungsausmaß 112 N o . 2/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Banken FOTO: © DOROTHY HONG PHOTOGRAPHY » Wir leuchten den Zusammenhang zwischen offengelegten Umweltinformationen der Banken und deren Kreditvergabepraxis aus. « Martina Jasova, Assistant Professor of Economics am Barnard College der Columbia University

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