Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

nen Generationen rechnen, und welche, die nur einen Rechnungszins für den gesamten Bestand haben. Zur Ver- deutlichung bilden wir intern einen Mischrechnungszins über alle Versorgungswerke, aber das ist nur eine theoreti- sche Größe. Dieser liegt derzeit bei etwa drei Prozent. Sie sind in der Niedrig- und Negativzinsphase ziemlich stark in den Immobilien- und Alternatives-Bereich gegangen. Axel Uttenreuther: Ja, in dieser Zeit haben wir für all unsere Versorgungswerke deutlich weniger Rentenanlagen getätigt und die Diversifikation ausgeweitet. Dazu haben wir unsere Bestände an Substanzwerten erhöht.Wenn Sie so wollen, ist das eine Art Leitbild unseres Hauses: Die starke Diversifika- tion bei den Kapitalanlagen, auch in Substanzwerte. Im letz- ten Jahrzehnt hat uns das sehr geholfen, aber wir wissen natürlich, dass eine solche Diversifikation punktuell auch mit höherer Volatilität verbunden sein kann, das ist am Kapitalmarkt so! Wir stellen alle drei Jahre eine neue stra- tegische Kapitalanlageplanung auf. Das hat sich zuletzt gut gefügt mit dem Zinsanstieg, sodass wir bei der aktuellen strategischen Anlageplanung die neue Zinssituation berück- sichtigen konnten. In der Folge haben wir den Anteil der festverzinslichen Wertpapiere letztes Jahr wieder angehoben und werden ihn auch dieses Jahr weiter anheben. Wie agieren Sie dabei am Markt? Axel Uttenreuther: Wir treten am Markt nicht groß als Ver- käufer auf, denn bei uns kommen laufend frische Mittel rein. Diese legen wir jetzt zu größeren Teilen in Fixed Income an, sodass wir die Asset Allocation langsam verschie- ben. Auf diese Weise reduzieren wir zudem die Risiken von punktuellen Marktbewegungen. Wie weit nehmen Sie die Risiken auf Gesamtportfolioebene raus? Axel Uttenreuther: Fixed Income ist bei uns wieder ein gewichtigerer Schwerpunkt. Vor 30 Jahren, als ich hier ange- fangen habe, machten Rentenanlagen 90 Prozent aus, oder sogar mehr. Das war im Grunde bei allen Versicherungen so, aber damals hat man auch deutlich höhere Zinsen bekommen, bei einem Rechnungszins von vier Prozent – das war natürlich eine feine Sache! Aber von so hohen Zinsen sind wir derzeit weit entfernt, und es ist nicht gesagt, dass diese Zeiten wiederkommen. Aber Renten stellen nun mal einen stabilisierenden Faktor in einem Portfolio dar. Und Immobilieninvestments: Wie sehen Sie die im derzeitigen Marktumfeld? Immerhin haben Sie darin knapp ein Drittel Ihrer Kapitalanlagen investiert. Axel Uttenreuther: Bei Immobilien spielt natürlich die Zins- situation eine erhebliche Rolle – das dürfte derzeit wohl auch viele Versorgungseinrichtungen beschäftigen, die als Anker-Investment einen ganz ordentlichen Immobilien- bestand haben. Wir sehen natürlich, dass die gestiegenen Zinsen Probleme bereiten, denn bei der Finanzierung von Immobilien lässt sich nicht mehr der Leverage-Effekt erzie- len wie noch vor wenigen Jahren. Daher finden kaum Neuinvestitionen statt; das macht sich am gesamten Immo- bilienmarkt bemerkbar. Im Moment sehen wir auch eine Krise der Projektentwickler, die wegen höheren Finan- zierungskosten, aber auch durch gestiegene Energie- und Baukosten in Engpässe geraten. Das wirkt sich zusätzlich auf den Markt aus. Hinzu kommt noch ein Megatrend: die Veränderung der Arbeitswelt, die auf die Büroimmobilien ausstrahlt. Es ist jetzt nicht so, dass wir mit unserem Immo- bilienbestand unmittelbar unter Druck stehen, aber diese Rahmenbedingungen haben natürlich Auswirkungen, auch auf unseren Portfoliobestand. Die BVK ist auch bekannt für ihr hohes Engagement in alterna- tiven Investments. Wie hoch ist Ihr Alternatives-Anteil? Axel Uttenreuther: Der liegt bei etwa 26 Prozent, über alle zwölf Versorgungseinrichtungen hinweg. Fahren Sie den Alternatives-Anteil jetzt zurück, weil Sie mittler- weile auch mit Staats- und Unternehmensanleihen gute Renditen erwirtschaften können? Axel Uttenreuther: Wir planen nicht, mit Alternatives auf den Secondary Market zu gehen, wollen also unseren Anteil nicht aktiv senken. Vielmehr gehen wir jetzt stärker in Fest- verzinsliche, und dadurch sinkt automatisch unser Anteil an 74 N o . 1/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Axel Uttenreuther | Bayerische Versorgungskammer FOTO: © HEIKE BOGENBERGER | BAYERISCHE VERSORGUNGSKAMMER » Wohnen und Logistik laufen derzeit sehr gut. Bei Büroimmobilien kommt es jetzt noch entscheidender als ohnehin darauf an, in welcher Lage sie sich befinden. « Axel Uttenreuther, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Versorgungskammer

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