Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

Negativzinsphase überging. Das war schon eine enorme Herausforderung. Und dann erfolgte dieser rapide Zins- anstieg, den es in dieser Geschwindigkeit in der deutschen Geschichte noch nie gegeben hat. Das hat nicht nur uns, sondern alle Investoren beschäftigt. Jetzt ist die Situation eigentlich wieder ein bisschen so, wie die Welt früher war – vor der Niedrigzinsphase. Aber eines ist doch anders: die Inflation, mit der aufgrund der Globalisierung niemand mehr so richtig gerechnet hatte und die die deutsche Nach- kriegsgeneration so auch noch nicht erlebt hat. Für die berufsständische Versorgung ist eine hohe Inflation generell eine Herausforderung, auch für unser Haus. Letztlich beruht die Preissteigerung auf den geopolitischen Krisen und Unsicherheiten, die wir im Moment sehen, und die haben nach wie vor massive Auswirkungen auf die Kapitalmärkte. Das beschäftigt uns stark. Zählt auch die Gefahr von Cyberangriffen zu Ihren großen Herausforderungen, oder haben Sie da alles im Griff? Axel Uttenreuther: Das ist bei uns mit Sicherheit ein Thema, aber wir haben uns schon seit etlichen Jahren darauf ein- gestellt. Sie wissen ja, dass ich vor meinem jetzigen Posten für die IT der BVK zuständig war. Es ist klar, dass wir unwahrscheinlich große Datenmengen für unsere tägliche Arbeit benötigen. Daher tun wir im Rahmen unseres IT- Sicherheitsmanagement-Systems alles, um Cyberattacken abzuwehren. Wir führen bei uns auch regelmäßig entspre- chende Sicherheitstests in alle Richtungen durch. Lassen Sie sich dabei von Hackern hacken und schauen, ob die durchkommen? Oder wie machen Sie das? Axel Uttenreuther: Wir setzen hier natürlich auch auf externe Dienstleister, die sich auf IT-Sicherheit spezialisiert haben. Diese spezialisierten Firmen sind näher an den Entwicklun- gen dran, als wir es sein können.Wir konzentrieren uns auf die Versorgung unserer Mitglieder und können uns nicht laufend mit dem Wettlauf zwischen Unternehmen und Hackern beschäftigen. Deswegen lassen wir uns laufend checken.Wichtig ist auch, dass die Leute, die bei uns im IT- Sicherheitsbereich arbeiten, laufend geschult werden. Aber es bleibt der Schwachpunkt Mensch.Wie schnell ist auf eine ungewöhnliche E-Mail geklickt! Daher schulen wir auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig. Cyber- sicherheit ist für uns ein sehr, sehr wichtiges Thema, ebenso wie regelmäßige Back-ups. Wie machen Sie das mit der Datensicherung? Axel Uttenreuther: Weil wir die jederzeitige Verfügbarkeit unserer Daten sicherstellen müssen, haben wir tatsächlich mehrere Back-ups an verschiedenen Standorten.Wie gesagt, über 2,6 Millionen Menschen rechnen mit unserer Ver- sorgung und gehen zu Recht davon aus, dass ihre Renten sicher sind. Schon bevor Cyberattacken ein so großes The- ma wurden, haben wir zusätzliche Sicherungen eingeführt, damit Daten im Fall eines Datenverlusts schneller wieder rekonstruierbar sind. Tatsächlich müssen wir heute für Datensicherheit mehr Kosten aufwenden als früher. Können Sie eigentlich mit normalen Sterbetafeln arbeiten, oder werden Freiberufler im Schnitt älter als andere Menschen? Axel Uttenreuther: Es ist in der Tat so, dass die für die all- gemeine Bevölkerung üblichen Sterbetafeln für uns nicht geeignet sind. Das hat zwei Gründe: Zum einen leben frei- berufliche Männer durchschnittlich etwa vier Jahre und frei- berufliche Frauen zirka drei Jahre länger als der Durch- schnitt. Es gibt noch eine zweite Komponente, das ist die Regionalität. Es gibt bei der Sterblichkeit tatsächlich große Unterschiede zwischen den Regionen. Daher gibt unser Dachverband, die ABV, eigene berufsständische Sterbetafeln in Auftrag. Diese speziellen Sterbetafeln für Freiberufler passen wir noch an die regionalen Besonderheiten an. Aber das ist nicht alles: Auch die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt von Berufsunfähigkeit ist je nach Berufsstand sehr unterschiedlich, das spielt für unsere Versorgung daher auch eine Rolle. 70 N o . 1/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Axel Uttenreuther | Bayerische Versorgungskammer FOTO: © HEIKE BOGENBERGER | BAYERISCHE VERSORGUNGSKAMMER » Unsere Organisationsstruktur gibt uns ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. « Axel Uttenreuther, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Versorgungskammer

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