Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

nutzen und speichern können oder Parkplätze nicht mehr asphaltieren, sondern wasserdurchlässig gestalten. Für solche Dinge sehe ich eine Zukunft, aber dazu müssen Sie jedes Objekt betrachten und überlegen, was Sie im Einzelfall tun können“, erklärt Bernhofer. Sie berichtet von einem Büroob- jekt ihres Hauses in Paris, bei dem Regenwasser gesammelt wird, um es zur Bewässerung von Grünflächen zu nutzen, und bei dem ökologisch sinnvolle und recycelte Materialien eingesetzt werden. „Anleger akzeptieren für solche Maßnah- men einen gewissen Preisunterschied, und wir überlegen jetzt, wie wir eine mögliche Investition in ein Nahversor- gungszentrum in Australien mit ESG-Themen verbessern können und damit ,grüner‘ bekommen“, so Bernhofer. Aber auch in den Kommunen sei mehr Flexibilität gefragt, beschreibt sie: „Manchmal scheitern gute Ideen am Genehmigungsrecht, beispielsweise für Nahversorgungs- objekte. Wohnnutzung in Gewerbegebieten ist aus unserer Beobachtung immer noch ein schwieriges Thema.“ Schon relativ kleine Maßnahmen, etwa Dächer zu begrünen oder Parkplätze durchlässig zu bepflastern, böten Potenzial. „Die Verwendung neuer Werkstoffe, die wasserdurchlässig sind, können uns dem Ziel näherbringen.“ Umsetzung in nationales Recht Insgesamt nimmt die Immobilienbranche wahr, dass der Druck, weniger Flächen zu verbrauchen, zunimmt, wenn auch erst langsam. Das Umweltbundesamt hat bereits 2013 bis 2017 einen Modellversuch zu einem Flächenzertifikate- handel ins Leben gerufen, an dem 87 Kommunen aus ganz Deutschland teilgenommen haben.Nun fordert die Bundes- regierung im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, den Flächenverbrauch bis 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag zu reduzieren, was ungefähr einer Halbierung entspricht. Spätestens bis zum Jahr 2050 soll die Inanspruchnahme neuer Flächen in Deutschland auf null reduziert werden. „Das sind nur noch 26 Jahre, was im Lebenszyklus einer Immobilie nicht viel ist“, meint Tobias Kassner, Head of Research und Mitglied der Geschäftsleitung bei Garbe Industrial Real Estate. Letztlich konkurrieren alle Segmente des Immobilien- bereichs um die knapper werdenden Flächen. „Es ist davon auszugehen, dass dieser Sachverhalt ganz klassisch von Angebot und Nachfrage geprägt sein wird“, meint Kassner. Insofern wären das für Bestandshalter gute Aussichten. Den größten Bedarf für neue Flächen sieht Kassner aktuell bei den SegmentenWohnen und Logistik. „Die Nachfrage nach Logistikflächen war in den letzten Jahren enorm.Alle Akteu- re amMarkt sehen sich mit der Situation konfrontiert, dass immer weniger Flächen zur Verfügung stehen.Die Kommu- nen könnten weitere Flächen ausweisen, tun das aber nicht im notwendigen Maß“, erklärt Kassner. Er verweist darauf, dass die Kommunen zunächst eine Inventur machen und dann ein Industrie- und Logistikflächenkonzept erstellen müssten. „Das braucht Zeit, und so lange werden weniger Grundstücke ausgewiesen. Letztlich haben die Gemeinden die Planungshoheit für die Flächenpolitik, denn sie setzen am Ende die Bodenpolitik um“, weiß Kassner. Skepsis bei Logistikimmobilien Gerade bei Logistikimmobilien befürchten die Kommunen, dass sie viel Fläche verbrauchen und nur wenig Arbeitsplät- ze und Gewerbesteuer bringen. „Oft ist das ein Trugschluss. Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland Der Flächenverbrauch steigt, aber die Steigerung flacht ab. In der Bundesrepublik weichen derzeit jeden Tag rund 55 Hektar Felder, Wald und Wiesen für Neubauten von Siedlungen, Straßen und Industriebauten. Noch zur Jahrtausendwende waren es täglich 129 Hektar. Quelle: Umweltbundesamt mit Daten des Statistischen Bundesamtes 0 20 40 60 80 100 120 140 Ziele 2030 2020 2015 2010 2005 2000 Trend (gleitender Vierjahresdurchschnitt) Wohnbau, Industrie und Gewerbe (ohne Abbauland), öffentliche Einrichtungen Verkehrsfläche Sport-, Freizeit- und Erholungsfläche, Friedhof Hektar pro Tag 129 55 Unter 30 Ziele 262 N o . 1/2024 | institutional-money.com STEUER & RECHT | Flächenverbrauch FOTO: © BEOS AG » Es macht keinen Sinn, Greenfield etwas zu bauen und attraktive Brownfield-Areale liegenzulassen. « Hendrik Staiger, Vorstandsprecher BEOS AG

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