Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

unter dem Dach von Swiss Life Asset Managers und ist gehalten, für den Konzern langfristig stabile Anlageerträge zu erwirtschaften. Aber nicht nur private Investoren sind in der Vergangen- heit vor Brownfield-Entwicklungen zurückgeschreckt. „Städte und Gemeinden hatten bisher die Tendenz, Städte nach draußen wachsen zu lassen – vermutlich,weil es oft einfacher ist. Neue Bauplätze außerhalb zu schaffen verbraucht aber nicht nur Flächen, sondern führt zur berühmten Donut- Bildung: Die Stadtkerne werden leer, und der Speckgürtel wächst“, meint Staiger und ergänzt: „Es macht keinen Sinn, Greenfield etwas zu bauen und attraktive Brownfield-Areale liegenzulassen.“ In der Wiederbelebung alter Industrieflä- chen sieht er daher einen anhaltenden Trend. „Deutschland spielt hier ganz vorn mit, denn aktuell wandert die Industrie aus Deutschland ab, insbesondere die Chemie und andere energieintensive Produktionen. Die Flächen stehen wieder zur Verfügung. Sie zu recyceln, daraus wieder etwas Neues zu machen, ist eine spannende Aufgabe“, findet Staiger. Repositionierung im Bestand Eine weitere Maßnahme stellen Ausgleichsflächen dar. „Das kennen wir aus dem Straßenbau. BeimNeubau einer Straße müssen ökologische Ausgleichsflächen geschaffen werden. Das Instrument ist bekannt, und ich kann mir gut vorstel- len, dass das künftig auch auf Wohn- oder Gewerbebauten angewendet wird“, meint Dr. Christine Bernhofer, Vorstand des Immobilien-Spezialfonds-Anbieters Real I.S. Aber zu- nächst geböten es Nachhaltigkeit und Ressourcenverbrauch, bei jedem Neubau zu überlegen, ob sich nicht auch ein bestehendes Gebäude revitalisieren lässt. „Wichtig ist doch, dass ein Objekt nicht leer steht, denn eine leer stehende Immobilie wird nicht genutzt, aber die Bodenversiegelung bleibt.“ Mit dem BGV-V-Fonds hat Real I.S. kürzlich das Forum Steglitz modernisiert. „Wir haben das ehemalige Shoppingcenter grundlegend modernisiert und in eine gemischte Nutzung überführt. Jetzt ist auch Office dabei, um eine Mischung aus Arbeit, Einkaufen und Erlebnis zu bieten. Dadurch, dass wir nicht abgerissen und neu gebaut haben, konnten wir mehr als 30.000 Tonnen CO 2 -Emission einsparen“, so Bernhofer. Als Teil des BayernLB-Konzerns beschäftige man sich bei Real I.S. intensiv mit ESG. „Wir haben 75 Prozent unserer Immobilienfonds nach Artikel 8 ertüchtigt“, sagt Bernhofer. „Aber manchmal ist die Aufgabe, das E und das S zusam- menzubringen, sehr anspruchsvoll, beispielsweise bei Wohn- hochhäusern, eine Wohnform, die viele Menschen nicht bevorzugen.Umfragen zeigen, dass mehrheitlich Wohnwün- sche mit dem Einfamilienhaus verbunden werden. Für viele Menschen steht diese Wohnform für mehr Lebensqualität. Dennoch gilt, wenn verstärkt in die Höhe gebaut wird, hält das den Flächenverbrauch geringer.“ Sie fügt an, dass Bauherren und Investoren zunehmend von sich aus auf ökologische Aspekte, auch auf die Ver- meidung von Flächenversiegelung, achten, weil sich dies am Ende auch ökonomisch rechne. „Früher ist man baulich in Regionen vorgedrungen, in denen man nicht bauen sollte. Investoren betrachten heute Risiken aus verschiedenen Perspektiven und ziehen mögliche Naturgewalten bei der Auswahl der Lage ins Kalkül“, so Bernhofer. Viele kleine Stellschrauben Es seien die vielen Kleinigkeiten, die in Summe einiges aus- machen. „Wir überlegen zum Beispiel, wie wir Regenwasser Die EU-Bodenstrategie Sie ist eng verzahnt mit vielen anderen EU-Initiativen. Der EU-Gesetzgeber will, dass Schutz, nachhaltige Nutzung und Wiederherstellung der Böden zur Norm werden. Damit sollen die großen Herausforderungen bewältigt werden: Erreichen von Klimaneutralität und Klimaresilienz, Entwicklung einer sauberen und kreislauforientierten (Bio-)Ökonomie, Umkehr des Biodiversitätsverlustes, Schutz der menschlichen Gesundheit, Aufhalten der Wüstenbildung und Umkehr der Boden- degradation. Quelle: eur-lex.europa.eu, Abruf am 26.2.2024 Null-Schad stoff -Akti- onsplan Aktions- plan für die Kreislauf- wirtschaft Chemi- kalien- strategie Biodi- versitäts- strategie für 2030 Paket „Fit for 55“ Strategie zur An- passung an den Klima- wandel Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ Überein- kommen von Rio und SDGs Grünes Finanz- wesen & Taxonomie Gemeinsame Agrarpolitik Mission „Ein Boden- deal für Europa“ Bioöko- nomie- Strategie Wald- strategie EU-Bodenstrategie Die EU-Bodenstrategie fordert, den Flächenverbrauch bis 2030 erheblich zu reduzieren. Spätestens bis 2050 soll die Inanspruchnahme neuer Flächen auf null gesenkt werden. N o . 1/2024 | institutional-money.com 261 Flächenverbrauch | STEUER & RECHT FOTO: © GMF Wer einen Bau- antrag stellt, merkt bereits, dass die Gemeinden sparsa- mer mit Neuflächen umgehen.

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