Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024
dings eher nicht in der Gegenwart, sondern in einer nahen Zukunft, in der das Phänomen KI eine bedeutende Rolle spielt. Guido Zimmermann, Senior Economist bei LBBW, setzte die Januar-Ausgabe der LBBW-Publikation „Kapital- märkte Blickpunkt“ unter den Titel „Auf dem Weg in eine Algorithmen-Ökonomie“. Er geht in seiner Analyse von einem Zitat des Risikokapitalinvestors Peter Thiel aus, der einmal bemerkte, dass KI tendenziell dahingehend „sozialis- tisch“ sei, als KI die Bildung zentralistischer Systeme begüns- tige, weil eine KI umso besser lernt, je mehr Daten ihr zur Verfügung stehen. KI-Prozesse tragen daher eine Monopolisierungstendenz in sich. Die Blockchain dagegen sei „kapitalistisch“, da sie zu- mindest vom Ansatz her dezentral strukturiert ist. Blockchain als Prüfinstanz für KI Vor diesem Hintergrund sind Blockchains aus Zimmer- manns Sicht „als IT-Infrastruktur zu verstehen, die es ermög- licht, geteilte Daten dezentral zu überprüfen. Blockchain kann damit ein Gegengewicht zu KI bilden. Insbesondere kann Blockchain perspektivisch sicherstellen, dass die Modelle und die dort eingespeisten Daten zertifiziert sind.“ Und weiter: „In einer von KI geprägten Welt ist die Fest- stellung der tatsächlichen Identität von Nutzern von ent- scheidender Bedeutung.Hierbei kann Blockchain wertvolle Unterstützung bieten. Sie ermöglicht es, die Eigentumsver- hältnisse von Daten für KI-Systeme zu verfolgen und digitale Identitäten zu verifizieren. Darüber hinaus verbessert Block- chain durch die Standardisierung von Daten automatisch deren Qualität und trägt so zur Reduzierung von Vorur- teilen in den Daten bei.“ Ideale Lösung Kryptowährungen sind aus Zimmermanns Sicht zwar nicht ideal für den menschlichen Gebrauch geeignet und erfor- dern regulierte Angebote, sie seien jedoch „perfekt für den Zahlungsverkehr zwischen von KI gesteuerten Agenten geeignet“. Zukünftig könnten alle Bürger demnach eine digitale Brieftasche besitzen, in der sie digitale Besitztümer wie nicht fungible digitale Wertpapiere und digitale Zentral- bankwährungen speichern können. Trotz bestehender Herausforderungen könnte die Block- chain-Technologie laut Zimmermann also „zu einer wei- teren Dezentralisierung von Internetdiensten führen und die Grundlage für neue Zahlungssysteme sowie Finanzdienst- leistungen legen“. Metaverse-Renaissance? Eine weitere Anwendung sieht Zimmermann imMetaverse. Dieses war noch 2022 in Sachen Technologie Buzzword des Jahres. Das noch weitgehend leere Universum von 3-D-An- wendungen im Internet in Echtzeit ist jedoch im Schatten des KI-Hypes etwas in Vergessenheit geraten. „Dieser Raum wird sich aber sukzessive füllen“, zeigt sich Zimmermann überzeugt. Dies soll entweder durch neue digitale soziale Medien- formate, wie sie der Konzern Meta plant, geschehen oder durch den Zugriff auf die Apps im Apple-Universum – Stichwort „Spatial Computing“– via VR-Brille Apple Vision Pro, die seit dem Frühjahr zum Kauf angeboten werden. Insbesondere dürften AR/VR-Brillen – Augmented/Virtual Reality – in Zukunft mit KI-Anwendungen bestückt sein, sodass die Nutzer mit ihrer Stimme direkt mit einem KI- Agenten kommunizieren können. Für Güter und Dienstleis- tungen in dieser virtuellen Welt könnte ebenfalls Bitcoin als Zahlungsmittel funktionieren. Treten diese Einschätzungen ein, dann müsste Dimon – so er seiner eigenen Argumentationslinie folgt – Bitcoin gegenüber eine deutlich freundlichere Gesinnung zeigen. Einer der – hier noch nicht angeführten – Punkte ist, dass Dimon Bitcoin vorwirft, keine Funktion zu erfüllen. Andere Kryptowährungen wie Ethereum hätten in ihren Algorith- men jedoch „smarte“ Kontrakte eingebaut, die das Wirt- schaftsleben tatsächlich vereinfachen würden. Diese Funk- tionen sind in einer KI-dominierten Ökonomie aber nicht unbedingt notwendig. Bitcoin könnte als bislang etablierteste Kryptowährung also durchaus zum Zahlungsmittel einer neuen KI-Welt werden – mit entsprechendem Potenzial für Dimons Hass- objekt. HANS WEITMAYR Gegen den Trend Grayscale musste im Nachhall des SEC-Verdikts Abflüsse hinnehmen. Dass der Appetit auf Bitcoin-ETFs trotz Hype nicht endlos ist, zeigen die Mittelabflüsse des Grayscale Bitcoin Trust Fund. Dieser wurde durch die Lancierung neuer Bitcoin-ETFs teilweise kannibalisiert. Quelle: Bloomberg 16. Jan 2024 31. Jan 14. Feb -600 -500 -400 -300 -200 -100 0 Grayscale Bitcoin Trust Fund Flows Mio. USD 246 N o . 1/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Krypto-ETF » Kryptowährungen sind perfekt für den Zahlungsverkehr zwischen von KI gesteuerten Agenten geeignet. « Guido Zimmermann, Senior Economist LBBW
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