Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

Bei Redaktionsschluss lag das gesamte Bitcoin-Volumen bei 1,3 Billionen US-Dollar, das von Gold bei 3,3 Billionen. Laut der Goldersatzthese hätte Bitcoin also Kurspotenzial, das einer Verdreifachung nahe kommt. Tatsächlich gibt es in der Community genügend Prognosen, die einen Wert von 200.000 US-Dollar je Bitcoin in den Raum stellen. Zerpflückte Prognose Diese Prognose wurde allerdings von einem – wie könnte es anders sein – JPMorgan-Analysten im Rahmen eines LinkedIn-Beitrags seziert und letzten Endes in sein Gegenteil verkehrt: Nikolaos Panigirtzoglou geht in seiner Berechnung nämlich davon aus, dass „innerhalb des breiten Universums traditioneller und alternativer Anlageklassen von etwa 235 Billionen Dollar (ohne die von Banken gehaltenen Vermö- genswerte und Devisenreserven) der Bestand an Gold für Anlagezwecke etwa 3,3 Billionen Dollar entspricht“. Das wiederum würde eine durchschnittliche Portfolio- allokation von etwa 1,4 Prozent implizieren. Von diesen 3,3 Billionen US-Dollar werden laut dem Cross-Asset-Markt- strategen nur sieben Prozent oder 230 Milliarden US-Dollar im Fondsformat gehalten.Dies geschehe hauptsächlich über physische Gold-ETFs. Der Rest existiert in Form von Barren und Münzen. Eine Verdreifachung des Bitcoin-Werts, die mit einem schleichenden Ersatz von Gold durch Bitcoin erklärt wird, vernachlässigt laut Panigirtzoglou jedoch einen wich- tigen Faktor: nämlich das Risiko. Bekanntlich berücksichtigen professionelle Investoren – und durch diese soll ja die Aufwertung getrieben werden – Risiko und Volatilität bei der Allokation über Anlageklassen hinweg. Angesichts der Volatilität von Bitcoin, die laut dem JPM-Strategen etwa 3,7-mal so hoch ist wie die Volatilität von Gold, „wäre es unrealistisch zu erwarten, dass Bitcoin in nominellen Beträgen mit Gold übereinstimmt.Wenn man stattdessen annimmt, dass Bitcoin in Bezug auf das Risiko- kapital mit Gold übereinstimmt, fällt die implizierte Alloka- tion auf 3,3 Billionen Dollar / 3,7 = 0,9 Billionen Dollar“, schreibt der Analyst via LinkedIn. Abschläge statt Rallye? Dies wiederum impliziert einen Bitcoin-Preis von 45.000 US-Dollar – was wiederum deutlich unter den aktuellen Niveaus liegt. „Bei einem derzeitigen Bitcoin-Preis von 68.000 US-Dollar hat die implizierte Allokation von Bitcoin innerhalb der Portfolios der Anleger bereits die von Gold in volatilitätsbereinigten Begriffen überschritten“, so Pani- girtzoglou. Schließlich stellt er die Frage, welches Bitcoin-Volumen letztendlich in ETF-Form gehalten wird? Bei Anwendung des gleichen Volatilitätsverhältnisses und den vorhandenen 230 Milliarden US-Dollar, die in Gold-ETFs gehalten wer- den, ergibt sich eine Bitcoin-ETF-Marktgröße von etwa 230 Milliarden US-Dollar / 3,7 = 62 Milliarden US-Dollar. „Unserer Meinung nach ist dies ein realistisches Ziel für die potenzielle Größe von Spot-Bitcoin-ETFs im Lauf der Zeit, möglicherweise innerhalb von zwei bis drei Jahren, obwohl ein Großteil des implizierten Nettomittelzuflusses eine fort- gesetzte Rotation von bestehenden Instrumenten und Platt- formen zu ETFs darstellen könnte“, so der JPM-Stratege. Schwierige Prognose Die hier geschilderte Diskussion wirft ein klares Licht auf die Schwierigkeit von Bitcoin-Kursprognosen. Tatsächlich gibt es Stimmen, die generell vor einem zu starken Erfolg von Bitcoin warnen. Denn wenn die Notenbanken schon nicht auf den Missbrauch des Zahlungsmittels bei illegalen Transaktionen reagieren, so würden sie den proverbialen Hahn wohl direkt abdrehen, sobald sie in der Krypto- währung einen ernst zu nehmenden Konkurrenten für ihr jeweiliges nationales Währungssystem sehen. Die Kurs- prognose für ein derartiges Szenario: null – womit wir bei einer Prognosebandbreite von null zu 45.000 über die bei Redaktionsschluss 68.000 bis hin zu 200.000 US-Dollar je Bitcoin gelandet wären.Und das sind nur die Prognosen, die Bitcoin eher als Goldäquivalent sehen. Doch eine Währung? Andere Analyseabteilungen, etwa jene der in Sachen Research hochaktiven LBBW, sehen für Kryptowährungen hingegen Potenzial als echte Transaktionswährung; aller- Besser als Gold? Geldflüsse bei Bitcoin- und Gold-ETFs nach dem SEC-Entscheid Die Mittelzuflüsse in Bitcoin-ETFs spiegeln bis zu einem gewissen Grad die Abflüsse bei Gold-ETFs wider. In der Bitcoin-Community wird diese Entwicklung als Beginn eines lang- fristigen Trends gefeiert, an dessen Ende zumindest die Gleichwertigkeit von Gold als Asset stehen soll. Quelle: Bloomberg 11. Jan 1. Feb 13. Feb -2.000 -1.000 0 1.000 2.000 3.000 4.000 Bitcoin Gold Mio. USD 244 N o . 1/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Krypto-ETF » Ich verteidige Ihr Recht, zu rauchen. Und ich werde auch Ihr Recht, Bitcoin zu kaufen, verteidigen. « Jamie Dimon, CEO JPMorgan Chase

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