Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

für die Berechnung gibt. 37 Investoren stehen tägliche NAV- Intervalle zur Verfügung,während wöchentliche,monatliche und quartalsweise NAV-Intervalle selten genutzt werden. „Hier lässt sich sehr gut erkennen, dass die Aktualität in der Bewertung der Kapitalanlagen für die Investoren ein wich- tiger Faktor ist“, meint Scharfenorth. Das Angebot zur Gremienbetreuung durch die Kapital- verwaltungsgesellschaft (KVG) nehmen insgesamt 26 Inves- toren in Anspruch, während 15 Investoren auf dieses Leis- tungspaket verzichten und vier keine Angaben dazu machen. Diese Tatsache ist insofern bemerkenswert, als die Master-KVG in der Regel die Basisinformationen zu den Sit- zungen bereitstellt. Zu den zusätzlich in Anspruch genommenen Dienstleis- tungen gehören IFRS- und HGB-Reporting, Collateral Ma- nagement, Direktbestandsführung und -reporting, Portfolio- management, Nachhaltigkeitsprüfung, Quellensteuerservice sowie die Belieferung der DPG-Schnittstelle. Die Digitalisie- rung und insbesondere die Onlinenutzung spielen bei den meisten institutionellen Investoren regelmäßig eine Rolle bei der aktuellen Informationsbeschaffung. Besonders her- vorgehoben wird die Abfrage von Angaben zu Portfoliobe- ständen, die von 40 Befragten genannt wurde. Neun Inves- toren nutzen Portfoliosimulationen, während sechs Investo- ren den Handel über einen Onlinezugang zur Master-KVG abwickeln. Hier zeigt sich ein Bedarf, der derzeit nicht von allen Master-KVGen abgedeckt wird. Bei einigen ist eine Ertüchtigung der Systeme notwendig. Hohe Investitionen in Technologie Entsprechend hoch sind die Investitionen in die Digitalisie- rung. „Wir investieren laufend und langfristig in den Erhalt und den Ausbau von Technologie und Kompetenzen. Ent- sprechend verfügen wir über eine äußerst starke Innova- tions-Pipeline“, sagt Harold Keller, zuständig für das Business Development für die DACH-Region bei State Street, einer der führenden Verwahrstellen. Als Beispiel nennt er die „Global Custody Solution“ (GCS) seines Hauses, die über die nächsten fünf Jahre kontinuierlich entwickelt und im- plementiert wird. „Dadurch werden Daten praktisch in Echtzeit verfügbar gemacht und funktionale Verbesserungen und Ergänzungen eingeführt.“ Als Beispiele nennt er be- schleunigtes Settlement, vereinfachtes Onboarding (inklusive digitaler Kontoeröffnung) sowie verbesserte Cash- und Bank- dienstleistungen. Zu Letzteren gehören auch ein neues Zah- lungssystem, ein neues Instruktions-Tool, erweiterte Cut-off- Zeiten, ausgebaute Währungsmanagementdienste und mehr. „Zudem werden mit GCS vermehrt Dienste von externen Fintechs wie z.B. Proxymity.io für Proxy-Voting in unsere Custody-Plattform eingebunden“, ergänzt Keller. Außerdem rollt State Street im Bereich der Fondsverwahr- stellen ein integriertes Operating-Modell für seine europäi- schen Standorte aus. Das führe zu verbesserten internen Workflows, aber auch zu besserer Kommunikation mit den Kunden, etwa in Bezug auf ESG-Themen oder globale Kon- flikte. „Es versetzt uns etwa bereits heute in die Lage, unse- ren Kunden nahtlos Transparenz zu verschaffen bezüglich des Einflusses des Ukrainekriegs auf Wert und Übertragbar- keit von russischen Wertpapieren“, erklärt Keller. Kryptoinvestments und Digitalisierung Nachdem Investoren während der Niedrigzinsphase zuneh- mend auf alternative Investments gesetzt haben, zeichnet sich jetzt das Aufkommen von Kryptowertpapieren ab. Das Gesetz zu elektronischenWertpapieren (eWpG) ist seit 4. Juni 2021 in Kraft und gestattet die Begebung elektronischer Wertpapiere. Zunächst galt das nur für Inhaberschuldver- schreibungen, Pfandbriefe und bestimmte Sondervermögen, aber durch das Zukunftsfinanzierungsgesetz wurde diese Möglichkeit inzwischen auch auf Aktien ausgeweitet. KVGen und Verwahrstellen müssen bei den Reisen ihrer institutionellen Kunden in die digitale und die Krypto-Welt Vorreiter sein und die entsprechende Administration samt Reporting bewerkstelligen. Solche technologischen Neue- rungen wälzen sowohl das Verwahrstellen- als auch das Verwahrtes Vermögen von in Deutschland aufgelegten Fonds Bei Verwahrstellen handelt es sich um einen hochkonzentrierten Markt. in Mrd. Euro 31. 12. 2023 31. 12. 2022 BNP Paribas S.A. Niederlassung Deutschland 657,6 612,3 State Street Bank International 363,4 321,1 DZ Bank Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank 332,5 297,3 HSBC Continental Europe S.A., Germany 305,9 297,4 J.P. Morgan 234 212,7 DekaBank Deutsche Girozentrale 226,6 208,5 Landesbank Baden-Württemberg 175,6 162,7 The Bank of New York Mellon, Frankfurt 93,9 86,4 Caceis Bank Deutschland 89 86 Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank 84,9 78,1 Sonstige 185,5 183,5 Summe 2.748,9 2.545,8 Ende 2023 betreuten die 31 Verwahrstellen insgesamt 2.749 Milliarden Euro von den in Deutschland aufgelegten Fonds. Das verwahrte Vermögen entfiel zu 69 Prozent (1.893 Milliarden Euro) auf die fünf größten Anbieter. Die Liste führt BNP Paribas mit einem Vermögen von 658 Milliarden Euro an. Quelle: BVI 228 N o . 1/2024 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Verwahrstellen-Faros FOTO: © FAROS CONSULTING » Die gezahlten Gebühren im KVG-Geschäft variieren erheblich, und teilweise gibt es große Unterschiede im Leistungsumfang und in der Struktur. « Jürgen Scharfenorth, Senior Berater bei Faros Consulting Das Verwahrstellen- und KVG-Geschäft entwickelt sich äußerst dynamisch.

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