Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

Rendite schrittweise erhöht (siehe Grafik „Noch kurzfristiger ist besser“) . Die Haltedauer bleibt bei einemMonat. Dabei zeigt sich, dass auch im zuvor unprofitablen Zeitraum seit dem Jahr 2004 weiterhin stabile positive Renditen erzielt werden konnten.Das spricht dafür, dass sich das kurzfristige Reversal in Wahrheit in einem deutlich kürzeren Zeithorizont als einen Monat abspielt, wie klassisch angenommen wurde. Der insgesamt beste Ansatz dürfte aber sein, die zuerst beschriebenen Strategien (branchenneutrales und Residual Reversal) mit dem kurzfristigen Zeithorizont zu kombinie- ren, diese also mit deutlich kürzerer Ranking-Periode umzu- setzen. Ergebnisse dazu sind in der Studie jedoch nicht zu finden. Die Autoren verweisen darauf, dass es hier zu viele Kombinationsmöglichkeiten gibt. Allerdings wird noch ein anderer spannender Aspekt un- tersucht: der Einfluss eines Skip-Tages auf die Performance. Mit erstaunlichem Ergebnis: Die Rendite halbiert sich in etwa. Das Auslassen des Tages nach der Signalgenerierung hat also einen enormen Effekt. Dabei dürfte in der Praxis kaum ein ganzer Skip-Tag notwendig sein, bis die Signale umgesetzt werden. Professionelle Anleger sollten dem Paper zufolge in der Lage sein, kurz nach dem Eröffnungskurs des nächsten Tages zu handeln. Es gibt aber ein Problem, das schwer wiegt: der negative Einfluss von Handelskosten.Diese fallen gerade bei den sehr kurzfristigen Varianten besonders hoch aus. Aber auch bei den erstgenannten Alternativen ist nicht sicher, ob die Ansätze realistische Annahmen zu den Kosten überleben. Selbst bei einem Lookback-Zeitraum von einem Monat müssen sowohl das Long- als auch das Short-Portfolio wahr- scheinlich jedes Mal vollständig neu bestückt werden. Da- raus ergibt sich im Portfolio ein Umschlag von bis zu 2.400 Prozent im Jahr. Bei Transaktionskosten von 0,25 Prozent führt das zu jährlichen Handelskosten von bis zu zwölf Pro- zent, so die Autoren. Das dürfte die auf dem Papier berech- neten Renditen schnell wieder zunichte machen. Umkämpfte Märkte Abseits der klassischen Fama-French-Faktoren gibt es weitere Effekte wie das Reversal, die für Handelsstrategien inter- essant sind. Eine Erklärung dafür, weshalb das Reversal (wenn auch versteckt) weiterhin existiert, ist, dass viele Marktteilnehmer zum Beispiel durch Momentum-Ansätze Liquidität nachfragen. Antizyklische Ansätze stellen dagegen Liquidität bereit und tragen damit zu einem effizienteren Kapitalmarkt bei. Deshalb sollte das Reversal eine Prämie bieten. Diese lässt sich auf Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage zurückführen, wodurch die Kurse vorübergehend verzerrt sind. Für diese Erklärung sprechen die höheren Renditen des Signals auf kürzeren Zeitebenen sowie die höheren vergangenen Renditen von Small Caps gegenüber Large Caps. Zudem schreiben die Autoren, dass die Reversal-Renditen in turbulenten Zeiten an den Märk- ten generell höher sind. Dann ist die Liquidität besonders gering. Das heißt allerdings nicht, dass die Reversal-Prämie ohne Weiteres vereinnahmt werden kann. Schließlich sind die Märkte gerade im kurzfristigen Bereich umkämpft. Die Autoren weisen zum Beispiel darauf hin, dass das kurzfristi- ge Reversal auch ein beliebtes Signal in Machine-Learning- Modellen ist. Doch vor allem die hohen Transaktionskosten dürften es schwierig machen, die verbesserten Strategien profitabel in die Praxis umzusetzen. Die Autoren schreiben aber, dass die vorgestellten Ansätze trotzdem einen Mehrwert bieten: als zusätzliche Signale innerhalb eines breiteren kurzfristigen Handelsmodells. Zum Beispiel können die verbesserten Strategien als Bau- stein in komplexeren Strategien verwendet werden, die ver- schiedene Elemente beziehungsweise Faktoren und deren Interaktionen kombinieren. Mit solchen Alpha-Modellen können die insgesamt aussichtsreichsten Positionen selektiert werden. DR. MARKO GRÄNITZ Noch kurzfristiger ist besser Ergebnisse für kürzere Ranking-Perioden mit und ohne Skip-Tag Eine Verkürzung des Lookback-Zeitraums, also der zugrunde liegenden Ranking-Perio- de, von einem Monat auf 15, 10 und 5 Handelstage erhöht die Rendite schrittweise. Dabei zeigt sich, dass auch im zuvor unprofitablen Zeitraum seit dem Jahr 2004 weiterhin stabile positive Renditen erzielt werden konnten. Das Problem sind aber die Kosten. Quelle: Blitz, D. / van der Grient, B. / Honarvar, I. (2023), Reversing the Trend of Short-Term Reversal, S. 19 2015 2010 2005 2000 2020 1995 1990 1985 -50 % 0 % 50 % 100 % 150 % 200 % 250 % 300 % 350 % 15 Tage 1 Monat 10 Tage 5 Tage 15 Tage (mit Skip-Tag) 1 Monat (mit Skip-Tag) 10 Tage (mit Skip-Tag) 5 Tage (mit Skip-Tag) 156 N o . 1/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Reversal-Effekt FOTO: © ROBECO (2) Die Reversal- Prämie lässt sich auf Ungleichgewich- te zwischen Ange- bot und Nachfrage zurückführen. » Der Reversal-Effekt ist bei kurzen Ranking-Zeiträumen am stärksten. « Bart van der Grient, Researcher, Robeco Quant Equity Research » Eigenständige Reversal-Strategien sind wegen hoher Handelskosten wahrscheinlich nicht profitabel. « Iman Honarvar, Researcher, Robeco Quant Equity Research

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