Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024
Verbesserter Faktor Wie der Titel der Arbeit bereits suggeriert, haben die Auto- ren aber Wege gefunden, wie sich das Reversal „wiederbele- ben“ lässt. Das Trio untersucht alle Aktien im MSCI World auf Monatsbasis von Dezember 1985 bis Dezember 2022. Das beinhaltet sowohl Large als auch Mid Caps. Die durch- schnittliche Anzahl von Aktien in der Stichprobe liegt bei 1.745, aber schwankt im Zeitablauf zwischen 1.296 und 2.069. Am Ende jedes Monats werden die Aktien auf Basis ihrer Renditen in Quintil-Portfolios sortiert. Anschließend berechnen die Autoren die Renditen für den Folgemonat. Zudem konstruieren sie die Standardfaktoren für Market, Size, Value, Profitability, Investment und Momentum. Dabei wird Momentum auf Basis der Renditen der vergangenen zwölf Monate mit Ausnahme des letzten Monats (dem be- schriebenen Skip-Monat) berechnet. Die Autoren schreiben, dass sich das Reversal nur noch in einzeltitelspezifischen Renditen der Aktien relativ zu ihrer Branche oder zu Aktien mit ähnlichem Faktorexposure zeigt.Das liegt daran, dass Einmonatsrenditen auf Ebene der Branchen- und Faktorportfolios wiederum einen eigenen, kurzfristigen Momentum-Effekt aufweisen. Vereinfacht ge- sagt, der Reversal-Effekt „versteckt“ sich in der Komplexität des Marktes. Deshalb ist es nicht mehr sinnvoll, das klassi- sche Reversal anzuwenden. Stattdessen definieren die Auto- ren zwei verbesserte Alternativen: 1) Branchenneutrales Reversal: Der Effekt wird basierend auf Renditen berechnet, die um die jeweiligen Branchen- renditen der Aktien bereinigt sind. 2) Residual Reversal: Der Effekt wird basierend auf Rendi- ten berechnet, die um den Markt-, Size- und Value-Faktor bereinigt und um die Volatilität der verbleibenden Ren- diten skaliert sind (jeweils über 36 Monate). Ein Beispiel verdeutlicht den Hintergrund der Faktorberei- nigungen. Angenommen, eine Aktie fällt um 15 Prozent, während der Markt im selbenMonat um zehn Prozent sinkt. Die klassische Reversal-Strategie würde eine Long-Position in der Aktie anzeigen,mit der auf eine Gegenbewegung im Folgemonat gesetzt wird.Wenn die Aktie aber ein Beta von 1,5 hat, würde ihre Rendite genau dem entsprechen, was an- gesichts der Marktbewegung zu erwarten war. Bereinigt um diesen Faktor wäre das Signal also neutral. Ähnlich ist es für das Exposure gegenüber Size und Value sowie beim Ansatz zur Bereinigung um die Branchenrenditen. Die Untersuchungen zeigen, dass die zwei verbesserten Strategien deutlich höhere Renditen bei geringerer Volati- lität ermöglichen als das klassische Reversal. Im Zeitablauf waren die Ergebnisse bis zuletzt stabil. Der Grund dafür ist beim branchenneutralen Reversal, dass der Ansatz nicht mehr in nennenswertem Umfang dem kurzfristigen Bran- chenmomentum ausgesetzt ist, das dem klassischen Reversal entgegenläuft. Beim Residual Reversal entfallen wie be- schrieben die Exposures der Faktoren und die damit ver- bundenen verzerrenden Einflüsse. Die beiden verbesserten Alternativen sind der Studie zufolge in etwa gleichwertig, was ihre Wirksamkeit zur Wiederbelebung des kurzfristigen Reversals angeht. Dritte Alternative Es gibt aber noch einen dritten Weg, um das klassische Reversal zu optimieren. Aus dem Paper geht hervor, dass eine Verkürzung der zugrunde liegenden Ranking-Periode von einem Monat auf 15, zehn und fünf Handelstage die Deutliche Verbesserung Performance des klassischen Reversals und der verbesserten Strategien Die zwei verbesserten Strategien erzielten eine deutlich höhere Rendite bei geringerer Volatilität als das klassische Reversal. Im Zeitablauf waren die Ergebnisse bis zuletzt stabiler. Quelle: Blitz, D. / van der Grient, B. / Honarvar, I. (2023), Reversing the Trend of Short-Term Reversal, S. 16 2015 2010 2005 2000 2020 1995 1990 1985 -50 % 0 % 50 % 100 % 150 % 200 % 250 % Residual Reversal Branchenneutrales Reversal Klassisches Reversal Die Marktanomalie des Reversal-Effekts existiert zwar noch, sie lässt sich nach Aussage einer aktuellen Untersuchung aber kaum mehr gewinnbringend einsetzen. N o . 1/2024 | institutional-money.com 155 Reversal-Effekt | THEORIE & PRAXIS FOTO: © YINGKO | STOCK.ADOBE.COM
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