Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

Forward Rates) und erforschte, wie diese sich verändern, wenn die Zukunft zur Gegenwart wird. Theoretisch sollten die Erwartungen in sich konsistent sein, also keine vorher- sagbaren Prognosefehler beinhalten. Das Ganze wurde mit Renditeerwartungen ergänzt, die aus zwei verschiedenen Umfragen extrahiert wurden: zum einen dem halbjährlichen Livingston Survey zur US-Wirt- schaft, der von der Federal Reserve Bank in Philadelphia durchgeführt wird und Prognosen von Experten aus Indus- trie, Regierung, Banken und Wissenschaft enthält. Zum anderen flossen Daten aus der quartalsweise erstellten Duke CFO Survey ein, die Finanzmanager kleiner, mittlerer und großer Unternehmen aller wichtigen Branchen befragt. In den Umfragen werden Renditeerwartungen für ver- schiedene Zeithorizonte erhoben, im Livingston Survey zum Beispiel auf Sicht von sechs sowie zwölf Monaten. Anhand dessen konnten die Forscher eine Forward Rate berechnen, also die heute erwartete Sechsmonatsrendite in sechs Monaten (für den Zeitraum von sieben bis zwölf Mo- naten von heute ausgehend). Die so ermittelten Werte ver- glichen die Autoren dann mit den sechs Monate später tat- sächlich erwarteten Sechsmonatsrenditen für diesen Zeit- raum, um herauszufinden, wie gut die per künftigem Ter- min erwarteten Renditen die späteren Spot-Erwartungen vorhersagten. Für den Livingston Survey wurde der Zeit- raum von 1992 bis 2022 und für den Duke CFO Survey der Zeitraum von 2004 bis 2021 betrachtet. Antizyklischer Effekt vor allem in Krisen Grundsätzlich stellten die Forscher fest, dass die Annahmen der Anleger über ihre eigenen kurzfristigen Erwartungen in der Zukunft (Forward Rates) die Schwankungen der später tatsächlich erwarteten Renditen (Spot Rates) gut erklärten. Demnach stiegen die künftig realisierten Spot Rates um rund 0,7 Prozentpunkte, wenn die entsprechenden Forward Rates zuvor um einen Prozentpunkt gestiegen waren. Die Zahlen verdeutlichen aber, dass sich die Spot Rates weniger stark bewegten, als zuvor von den Forward Rates prognosti- ziert. Das bedeutet, dass Anleger bei ihren Renditeerwartun- gen vorhersehbare Prognosefehler machen. Vor allem in schlechten Zeiten sind ihre Renditeerwartungen übermäßig verzerrt. Die vorherigen Forward Rates sind dann deutlich höher als die späteren Spot Rates (siehe Grafik „Klare Diskre- panz“). Die Anleger glauben also, dass die erwarteten Ren- diten in Zukunft erheblich erhöht bleiben. Ist der zukünfti- ge Zeitraum dann aber herangerückt, fallen die tatsächli- Eine aktuelle Studie zeigt: Vor allem in schwierigen Börsenzeiten sind die Rendite- erwartungen von Investoren übermäßig verzerrt. Klare Diskrepanz Vorher antizipierte vs. später tatsächlich erwartete Renditen in drei Krisen Als die Krisen akut waren, konnten auf Basis der Optionsdaten noch für mehrere Monate erhöhte Werte der künftig erwarteten 1-Monats-Renditen beobachtet werden (Forward Rates). Die später tatsächlich erwarteten 1-Monats-Renditen (Spot Rates) waren aber in allen Fällen deutlich niedriger. Quelle: Gandhi, M. / Gormsen, N. J. / Lazarus, E. (2023), Forward Return Expectations, S. 5 Russlandkrise 1998 Finanzkrise 2008 Coronakrise 2020 Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Nov. Dez. Jan. Feb. März Apr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. 8 % 10 % 12 % 14 % 16 % 8 % 10 % 12 % 14 % 16 % 2,5 % 5,0 % 7,5 % 10,0 % 12,5 % Tatsächliche 1-Monats-Spot-Rates Forward Rates bei Krisenbeginn Erwartete annualisierte Rendite Erwartete annualisierte Rendite Erwartete annualisierte Rendite N o . 1/2024 | institutional-money.com 151 Erwartete Renditen | THEORIE & PRAXIS FOTO: © DETLEF DÄHNE | STOCK.ADOBE.COM | MIT KI GENERIERT

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