Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

belasten.Deshalb stehen sie imVerdacht, den Angebotsüber- hang bewusst zu verursachen. Dafür spricht, dass die Short- Positionen oft nur kurze Zeit gehalten werden, sodass Trades auch aus anderen als rein fundamentalen Motiven eröffnet werden könnten – etwa um den Kurs, wie beschrieben, künstlich zu drücken. Andererseits tragen vorübergehend ungedeckte Short-Positionen zu höherer Liquidität bei. Das gilt vor allem dann, wenn sie von Market Makern initiiert werden. Das Thema ist also umstritten. Dabei hatte die US- Börsenaufsicht SEC die Regulierung zum Shortselling (Regulation SHO) schon in der Finanzkrise 2008 gestrafft. Shortseller müssen die Aktien spätestens zu Handelsbeginn am Tag nach dem eigentlichen Settlement liefern (T+3), Market Maker zwei Tage später (T+5). Geschieht das nicht, ist der Broker verpflichtet, die Aktien zur Eröffnung des Fol- getags zu kaufen (Zwangseindeckung). Bei weiterer Verzö- gerung muss das Clearinghaus nach 13 Tagen einschreiten und die Aktien kaufen. Wenn es sich beim Verkäufer nach- weislich um den Eigentümer der Wertpapiere handelt, kann die Frist bis zu 35 Tage nach dem Settlement betragen. Wendepunkt Finanzkrise Das Phänomen des Failure to Delivery wurde bereits in ver- gangenen Studien untersucht. So fanden Thomas Strat- mann und John Welborn im 2016 veröffentlichten Paper „Informed Short Selling, Fails-to-Deliver, and Abnormal Returns“heraus, dass die jeweiligen Aktien abnormale nega- tive Renditen erzielen. Demnach nehmen gescheiterte Aus- Wie eine Auswertung von SEC-Daten aus den Jahren 2020 und 2023 zeigt, treten Fälle, in denen Leerverkäufe die geshorteten Aktien nicht rechtzeitig liefern können, in der Praxis häufiger auf, als man annehmen würde. Theoretische Renditen Renditen der Fail-to-Deliver-Dezile und Long-Short-Strategie Dargestellt sind die mittleren 1-Monats-Renditen der einzelnen Fail-to-Deliver-Dezile im Zeitraum vor und nach der Regelverschärfung durch die SEC. Die Long-Short-Strategie kauft (verkauft) Aktien im niedrigsten (höchsten) Dezil und erzielt dabei eine statistisch signifikante Rendite von 1,54 beziehungsweise 2,22 Prozent. Der Großteil der Renditen stammt von der Short-Seite. Quelle: Liu, H. / Swanson, E. P. (2023), The Information in Fail-to-Deliver Short Sales: Implications for Research and Regulation, S. 31–32 -2,0 % -1,5 % -1,0 % -0,5 % 0,0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0 % 2,5 % 1 – 10 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Fail-to-Deliver-Dezile Jan. 2009 – Sept. 2012 Jan. 2005 – Sept. 2008 Durchschnittliche Monatsrendite N o . 1/2024 | institutional-money.com 145 Ungedeckte Leerverkäufe | THEORIE & PRAXIS FOTO: © NIPHON | STOCK.ADOBE.COM, MAYS BUSINESS SCHOOL » Failures to Delivery beinhalten einen höheren Informationsgehalt als bisher angenommen. « Edward P. Swanson, Professor Emeritus of Accounting, Mays Business School, Texas A&M University

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