Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

Redaktionsschluss offen – kein Wunder, dass sich Marktstra- tegen wie Tilmann Galler, Executive Director bei J.P. Mor- gan AM, fragen, „ob sich eine politische Portfolioausrich- tung hinsichtlich der US-Wahlen überhaupt lohnt“. Als Bei- spiel dafür, wie schwierig eine derartige taktische Allokation ist, führt er die Entwicklung von Aktien erneuerbarer Ener- gien und traditioneller Energieunternehmen an, „die sich von den jüngeren politischen Entwicklungen nicht beein- drucken haben lassen“. Die tatsächliche Performance kann sogar als kontraintuitiv bezeichnet werden, haben in den USA Aktien der „Erneuerbaren“unter Trump reüssiert und unter Biden gelitten. Für traditionelle Energieunternehmen lief es genau umgekehrt. Insgesamt hätten „ein Innovations- schub unter Trump und die makroökonomischen und geo- politischen Kräfte unter Biden“ viel stärkere Auswirkungen auf die entsprechenden Kursentwicklungen gehabt als die entsprechenden innenpolitischen Faktoren. Faktorstrategie mit Polit-Risiko Dass die Auswirkungen des Polit-Risikos schwer zu beprei- sen und zu timen sind, bedeutet aber nicht, dass der Faktor „Politisches Risiko“ nicht existiert – eine Grundannahme, von der auch Vito D. Gala, Giovanni Pagliardi, Ivan Sha- liastovich und Stavros A. Zenios in ihrer brandaktuellen Ar- beit „Political Risk Everywhere“ ausgehen. Die Autoren, die an der BI Norwegian Business School, der University of Wisconsin-Madison sowie der Durham Uni- versity wirken respektive für Morningstar IM tätig sind, quantifizieren laut Pagliardi in ihrem Ansatz „ein verlässli- ches Maß für politisches Risiko, dokumentieren dessen öko- nomische Relevanz und zeigen seine Bedeutung für die glo- balen Finanzmärkte“, indem sie als Resultat das Risikomaß „P-Faktor“ präsentieren, der statistisch hoch relevant und lukrativ investierbar ist. Hierbei handelt es sich um den GSPZ-Index (Anm.: entspricht den Initialen des Autorenquar- tetts und in weiterer Folge dem P-Faktor) . Der Ausgangspunkt für unsere Analyse sind länderspezi- fische Indikatoren für die vielfältigen Dimensionen des poli- tischen Risikos, nämlich der International Country Risk Guide (ICRG), die Weltbank und die Ifo World Economic Survey (WES) für eine große Querschnittsmenge von 42 Ländern über einen langen Zeitraum. Wie andere voran- gegangene Forschung bereits gezeigt hat, gehen auch die Autoren davon aus, „dass umfragenbasierte Maßnahmen des „Political Risk Everywhere“ lautet der Titel einer brandaktuellen Studie, die sich zum Ziel gesetzt hat, politische Unsicherheit in Form eines Risikofaktors in die eigene Portfoliostrategie einzubetten – angesichts der anstehenden US-Wahlen und ihres möglichen Fallouts kein uninteressantes Vorhaben. N o . 1/2024 | institutional-money.com 131 Politische Risiken | THEORIE & PRAXIS FOTO: © SEAN K | STOCK.ADOBE.COM, MANJIT JARI » Angesichts der US-Wahlen im November stellt sich die Frage, ob eine politische Ausrichtung von Portfolios sinnvoll ist. « Tilmann Galler, Executive Director J.P. Morgan

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