Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024
P olitische Risiken galten bis vor nicht allzu langer Zeit als vernachlässigbarer Faktor. Ob eine Wahl da oder dort geschlagen wurde, hatte bestenfalls im Vorfeld lokale oder regionale Wirkungen, die meist lange vor dem spezifischen Urnengang ein- und direkt danach wieder ausgepreist wurden. Dass man in diesem Zusam- menhang von den kurzen Beinen politischer Börsen sprach, war also durchaus angebracht. In der jüngsten Vergangenheit sind diese Risiken aber zunehmend geopolitischer Natur geworden – seien das großflächige Kriege wie zwischen Russland und der Ukrai- ne, regionale Auseinandersetzungen wie der Gaza-Konflikt oder die asymmetrische Kriegsführung mit Auswirkungen auf die weltweiten Lieferketten, wie wir sie derzeit im Roten Meer sehen. Die geopolitischen Folgen dieser Verwerfungen sind außerdem von viel langfristigerer Natur. Stichwort: inflationäre Effekte durch Unterbrechung oder Störung globaler Lieferketten, Verteuerung von Lebensmitteln, Ener- gie etc. Zeitreise ins Jahr 2020 Gegen Ende dieses Jahres steht außerdem die richtungwei- sende Wahl um die US-Präsidentschaft ins Haus. Fest stand zu Redaktionsschluss nur, dass es zu einer Neuauflage des Duells von 2020 kommen wird: auf der einen Seite der demokratische Amtsinhaber Joe Biden, auf der anderen sein republikanischer Vorgänger Donald Trump. Darüber, wel- cher der beiden Kandidaten das größere politische Risiko personifiziert, gehen die Meinungen je nach politischer Aus- richtung auseinander. Der Ausgang der Wahl selbst war zu Politische Börsen haben laut Börsenweisheit kurze Beine. Neueste Forschung zu dem Thema zeigt jedoch, dass man auch mit kurzen Beinen relativ weit springen kann, was vor allem für das US-Wahljahr als relevante Erkenntnis gelten darf. Kurze Beine, weite Sprünge Drei Jahrzehnte politische Berg-und-Tal-Fahrt Der GPSZ-Risikoindex und der daraus abgeleitete P-Faktor steigen – wie herkömmliche Ratings –, wenn das Risiko nachlässt und vice versa. Der GPSZ-Risikoindex entspricht einer statistischen Zusammenfassung diverser bekannter und öffentlich zugänglicher Risikoindizes. Der P-Faktor ist ein daraus ab- geleiteter Risikofaktor, der von den Autoren im Rahmen einer Faktorportfoliostrategie entworfen und eingesetzt wird. Die grafische Darstellung zeigt, dass beide Werte sensibel und korrekt auf die politischen Risiken der vergangenen Jahrzehnte reagieren. Quelle: Studie GPSZ, „Political Risk Everywhere“ -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 Harmonisierter Multi-Asset-P-Faktor Globales GPSZ-Polit-Risiko-Rating Punkte Korrelationskoeffizient: 0,59 UK verlässt ERM Asien- krise Euro-Krise Arabischer Frühling Anschlag in Paris Brexit Frankreich und Niederlande lehnen EU-Verfassung ab 11. September Deal EU- Verfassung Große Finanzkrise Libyen- Intervention Euro-Debüt; Clinton übersteht Impeachment-Vorwürfe 130 N o . 1/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Politische Risiken
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