Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

E s war ein umGelassenheit bemühter Jerome Powell, der am 6. März vor den Kongress trat, um im Rah- men der halbjährlichen Kongressanhörung die Po- litik der US Federal Reserve auseinanderzusetzen: „Ich glau- be, wir sind auf dem richtigen Weg. (…) Wir warten darauf, dass wir uns sicherer sein können, dass die Inflation nach- haltig auf zwei Prozent sinkt. Wenn wir diese Zuversicht haben – und wir sind nicht weit davon entfernt –, werden wir damit beginnen, das Maß der Einschränkung zurück- zufahren, damit wir die Wirtschaft nicht in eine Rezession treiben.“Für einen Großteil der Kommentatoren war damit das Ziel bestätigt, dass die Leitzinsen in diesem Jahr von ihrem aktuellen Band von 5,25 bis 5,50 Prozent reduziert würden.Nur vereinzelt gab es warnende Stimmen, auch der exakte Zeitpunkt blieb durchaus imUnklaren. Stellt sich die Frage, woher all diese Unsicherheiten kommen, die sich schlussendlich ja auch im Statement des Notenbank-Chefs widerspiegeln. MMT-Vertreterin Stephanie Kelton hat hier eine durchaus beunruhigende Erklärung: „Niemand weiß in Wirklichkeit, wie Inflation wirklich funktioniert. Nie- mand weiß, wie Geldpolitik funktioniert.“ Unangenehme Ratlosigkeit Dass diese Befürchtung nicht von der Hand zu weisen ist, haben nicht nur alle Notenbanken bei ihren ursprünglichen Einschätzungen zur Inflation bewiesen, vereinzelt gibt es immer noch Indizien, die auf Ratlosigkeit hindeuten – wie Anfang März bei der Bank of England geschehen. Dort hat Wann wird die US Federal Reserve die Zinsen senken? Diese Frage treibt die Finanzmärkte um. Ein brandaktuelles Paper der Fed Cleveland stellt ein neues Prognosemodell vor und gibt so wertvolle Einblicke in die Denkweise der Notenbank. Vor den Vorhang geholt Die Inflations-Roadmap der Federal Reserve Cleveland bis Ende 2026 Wie sich Inflationskomponenten und Core PCE (Personal Consumption Expenditures Price Index) bis 2026 in drei Szenarien entwickeln könnten NOMINALLÖHNE SUPERCORE WOHNEN GÜTER CORE PCE Zeitraum Basis Lohn Core Basis Lohn Core Basis Lohn Core Basis Lohn Core Basis Lohn Core 2023 Q4 3,8 3,7 3,8 3,7 3,7 3,7 5,6 5,6 5,6 0,0 0,0 0,0 3,1 3,1 3,1 2024 Q1 3,8 3,8 3,8 3,5 3,5 3,5 5,4 5,4 5,4 0,2 0,0 0,1 3,0 2,9 3,0 2024 Q2 3,8 3,7 3,7 3,4 3,3 3,4 5,1 5,1 5,1 0,1 -0,3 -0,1 2,9 2,7 2,8 2024 Q3 3,7 3,6 3,6 3,4 3,2 3,3 4,9 4,9 4,9 0,2 -0,2 -0,1 2,9 2,6 2,7 2024 Q4 3,6 3,5 3,5 3,3 3,1 3,2 4,8 4,8 4,7 0,3 -0,3 -0,1 2,8 2,5 2,6 2025 Q1 3,6 3,4 3,5 3,3 3,0 3,1 4,6 4,6 4,6 0,3 -0,4 -0,2 2,8 2,4 2,5 2025 Q2 3,5 3,3 3,4 3,3 2,9 3,0 4,5 4,4 4,4 0,4 -0,4 -0,3 2,8 2,3 2,4 2025 Q3 3,5 3,2 3,3 3,3 2,8 2,9 4,4 4,3 4,3 0,4 -0,5 -0,4 2,7 2,2 2,3 2025 Q4 3,5 3,2 3,3 3,2 2,7 2,8 4,3 4,2 4,2 0,4 -0,5 -0,5 2,7 2,1 2,2 2026 Q1 3,4 3,0 3,2 3,2 2,7 2,7 4,2 4,1 4,0 0,4 -0,4 -0,8 2,7 2,2 2,0 2026 Q2 3,4 3,0 3,1 3,2 2,7 2,6 4,2 4,0 3,9 0,4 -0,2 -0,7 2,6 2,2 2,0 2026 Q3 3,4 3,0 3,1 3,2 2,7 2,6 4,1 3,9 3,8 0,4 -0,1 -0,6 2,6 2,2 2,0 2026 Q4 3,4 3,0 3,0 3,1 2,8 2,6 4,0 3,8 3,7 0,4 -0,1 -0,5 2,6 2,2 2,0 Über drei Szenarien – also Basis-, Lohn- und Kernszenario – hinweg wird die Entwicklung von Nominallöhnen, Supercore, Wohnkosten und Güterpreisen projiziert. Tatsächlich scheint eine Deflation bei den Güterpreisen und der Kernteuerung eine Voraussetzung dafür zu sein, dass die US-Inflation in Richtung der angestrebten zwei Prozent geht. Quelle: Fed Cleveland; Studie Clark et al. 124 N o . 1/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Inflations-Forecast

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