Institutional Money, Ausgabe 1 | 2024

wie wichtig jede der drei Arten von Determinanten ist, um zu erklären, ob ein einzelner Investor mehr oder weniger in (nicht) nachhaltige Unternehmen im Vergleich zu seinem Anteil an neutralen Unternehmen investiert. Erstens stellen die Autoren fest, dass Initiativen für nach- haltige Investitionen nur einen geringen Einfluss auf den Besitz von (nicht) nachhaltigen Unternehmen haben. Über- raschenderweise investieren institutionelle Investoren, die sich auf Branchenebene zu Initiativen für nachhaltiges Investieren wie den Principles for Responsible Investment (PRI), der Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC) und Net Zero Alliances (NZs) zusammenfinden, nicht so viel in nachhaltige Unternehmen, wie man erwar- ten sollte. Dies wirft die Frage nach der Wirksamkeit von Nachhaltigkeitsinitiativen bei der Umlenkung von Finanz- strömen weg von nicht nachhaltigen Unternehmen auf.Die Grafik „Viel Lärm um fast nichts“ vergleicht zwei Gruppen von Investoren – diejenigen, die sich an Initiativen für nach- haltiges Investieren beteiligt haben, und diejenigen, die sich nicht daran beteiligt haben – im Hinblick auf ihren Anteil an nicht nachhaltigen und nachhaltigen Unternehmen. Es stellt sich heraus, dass Unterzeichner ein ähnliches Anlage- verhalten wie Nichtunterzeichner an den Tag legen. Unter- zeichner investieren mehr in nicht nachhaltige und nachhal- tige Unternehmen im Vergleich zu neutralen Unternehmen und den Nichtunterzeichnern, obwohl PRI-Mitglieder etwas weniger in nicht nachhaltige Unternehmen zu investieren scheinen als Nichtmitglieder.Dieses Ergebnis gilt auch dann, wenn man Investoren vergleicht, die sich zu allen Nachhal- tigkeitsinitiativen (PRI, IIGCC, NZ-Allianzen) verpflichtet haben, mit denen, die sich keiner dieser Initiativen ange- schlossen haben. Jene Investoren, die sich mehreren Nach- haltigkeitsinitiativen angeschlossen haben, investieren mehr in nicht nachhaltige und nachhaltige Aktien als Nichtunter- zeichner. Zweitens stellen van Zanten und Rein fest, dass normativer Druck zu geringeren Investments in umwelt- oder sozial schädigende Aktivitäten führen kann. Investoren wie Staatsfonds, die unter hohem normativem Druck ste- hen, investieren weniger in nicht nachhaltige Unternehmen als Investoren, die wenig normativen Zwängen unterliegen, etwa Hedgefonds. Die unter Druck stehenden Investoren investieren aber auch nicht mehr in nachhaltige Unterneh- men.Dies steht imGegensatz zu Anlegern, die weniger nor- mativem Druck ausgesetzt sind: Sie investieren mehr in nicht nachhaltige und nachhaltige Unternehmen im Ver- gleich zu neutralen Aktien. Drittens hat das Herkunftsland eines Investors einen Einfluss auf sein Investitionsverhalten. Investoren aus dem Civil-Law-Bereich, der auf der römisch- germanischen Rechtsordnung fußt, investieren weniger in nicht nachhaltige Unternehmen als Investoren aus Staaten mit Common-Law-Rechtssystem, das im angelsächsischen Raum vorherrscht und sich neben dem kodifizierten Recht stark auf Präzedenzfälle der Rechtsprechung stützt. Außer- dem investieren Investoren aus Ländern, die sich den Nach- haltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs) stärker ver- pflichtet haben, weniger in nicht nachhaltige Unternehmen, während jene aus Nationen, die weniger Zusagen diesbezüg- lich abgegeben haben, mehr in nachhaltige Unternehmen investieren. Und Investoren aus Ländern, die der Erreichung der SDGs näher sind, investieren mehr in nachhaltige Un- ternehmen, während diejenigen, die weit von der Zielerrei- chung entfernt sind, mehr in nicht nachhaltige Unterneh- men investieren. Grüne Zentralbankpolitik in einem Land hat keinen Einfluss auf den Besitz an nachhaltigen oder nicht nachhaltigen Unternehmen. Diese Ergebnisse hielten ebenfalls Robustheitstests stand, da sie konsistente Ergebnisse zeigten. Unterm Strich konnten die Robeco-Autoren mit ihrer Arbeit zeigen, welche Gruppen von Investoren geringere be- ziehungsweise höhere Investments in (nicht) nachhaltige Unternehmen tätigen. Diese Ergebnisse laden aber zu wei- terer Kapitalmarktforschung ein, die darauf abzielt, die Ab- sichten von Institutionen und deren Ergebnisse imHinblick auf nachhaltige Investments noch besser auszuleuchten. DR. KURT BECKER Viel Lärm um – fast – nichts Unterzeichner von PRI und Co. versus Nichtunterzeichner im Vergleich Dargestellt ist der Unterschied im Besitz von (nicht) nachhaltigen Unternehmen im Vergleich zum Anteil der Investoren an neutralen Unternehmen (Regressionsergebnisse). Grüne Felder signalisieren nachhaltige Investitionsmuster, das heißt weniger Investitio- nen in nicht nachhaltige und mehr Investitionen in nachhaltige Unternehmen, die roten das Gegenteil. Investoren, die sich mehreren Nachhaltigkeitsinitiativen angeschlossen haben, investieren mehr in nicht nachhaltige und nachhaltige Aktien als Nichtunter- zeichner (4. Quadrant). Quelle: Studie -0,4 % -0,2 % 0,0 % 0,2 % 0,4 % -0,4 % -0,2 % 0,0 % 0,2 % 0,4 % -0,4 % -0,2 % 0,0 % 0,2 % 0,4 % -0,4 % -0,2 % 0,0 % 0,2 % 0,4 % Nachhaltige Unternehmen Nicht nachhaltige Unternehmen Nachhaltige Unternehmen Nicht nachhaltige Unternehmen Besitz relativ zu neutralen Unternehmen (Durchschnitt in Prozent) PRI-Nicht- unterzeichner (n = 5.169) PRI-Unter- zeichner (n = 1.052) Net-Zero-Nicht- unterzeichner (n = 6.073) PRI-Net-Zero- Unterzeichner (n = 148) IIGCC-Nicht- unterzeichner (n = 6.064) IIGCC-Unter- zeichner (n = 157) Unterzeichnet weder PRI noch IICGG noch Net Zero (n = 5.179) Unterzeichnet alle drei Abkommen (n = 56) 116 N o . 1/2024 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Nachhaltigkeits-Einflussfaktoren FOTO: © ROBECO » Überraschenderweise sind Unterzeichner von Nachhaltigkeitsinitiativen stärker in nicht nachhaltige Firmen investiert. « Bruno Rein, Absolvent der Rotterdam School of Management und ESG-Analyst/Researcher bei Robeco in Rotterdam

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