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Smart-Beta-Guru Robert Arnott: Frisst der Revolutionär seine Kinder?

Wenige Finanz-Ökonomen haben der gegenwärtigen Investmentszene so ihren Stempel aufgedrückt, wie der "Godfather of Smart Beta", Robert Arnott. Zuletzt hat er die Auswüchse dieser Strategie aber durchaus bemängelt und ist damit selbst ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.

Ist es wirklich so? Frisst jede Revolution ihre eigenen Kinder? Historisch gesehen ist man geneigt, dem ziemlich bedingungslos zuzustimmen, zumindest wenn man einen Blick in französische oder russische Geschichtsbücher wirft. Vom Blutzoll gesehen geht es aber auch durchaus eine Nummer kleiner. Etwa bei Robert Arnott. Der hat zwar keine Paläste und Kirchen in Brand gesetzt, dafür aber bemerkenswerterweise die Art und Weise auf den Kopf gestellt, wie institutionelle Investoren die Märkte sehen: Und zwar durch einen Filter aus Smart Beta und einer Menge an Faktoren, wie Momentum, Volatilität oder Value.

Zwischen Siegeszug und Nonsens

Mit seiner Arbeit legte Arnott den Grundstein für den fabelhaften Aufstieg von Index Investments und bereitete den Boden für die Konstruktion alternativer Börsenbarometer. Er trug wesentlich zum Wandel von Indizes als bloße Messlatte für die Marktentwicklung hin zu praxistauglichen Anlagevehikeln bei. Die „Financial Times“ bezeichnete ihn gar als den „Paten von Smart Beta“ – unter diesem Begriff werden die innovativen Indizes seit Jahren erfolgreich vermarktet. Doch den Siegeszug seiner Idee beobachtet er mittlerweile mit Sorge. So prangerte Arnott jüngst Auswüchse beim Erfindungsreichtum der Indextüftler an. Viele Produktinnovationen seien „Nonsens“.


Der Godfather of Smart Beta geht also mit den Faktor-Märkten kritisch ins Gericht. Das führt natürlich zu Kontroversen, deren Details man im institutionellen Markt definitiv kennen sollte. Auf dem 10. INSTITUTIONAL MONEY KONGRESS haben Teilnehmer die Möglichkeit, mit Robert Arnott auf Tuchfühlung zu gehen. Im Rahmen seines Vortrages mit dem Arbeitstitel "Die Performancejagd" wird Arnott erklären, wie man zu relevanten Marktdaten kommt, sie renditeträchtig interpretiert und möglichst effizient anwendet – und das idealerweise bevor sie zu teuer werden ...


Die Zahl der inzwischen bestehenden Faktoren beziffert er auf „vielleicht 500“, kein Wunder, dass er von einem „Faktor-Zoo“ spricht. Besonders die Indexfondsindustrie feilt an immer komplizierteren Barometern, mit denen sie auf Kundenfang geht. Seine skeptische Sichtweise der aktuellen Situation hat in der Industrie einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Er selbst zeigt sich ob dieser Reaktionen einmal „überrascht“, ein andermal „amüsiert“.

Der amüsierte Ökonom

Hier fällt vielleicht ein erhellendes Licht auf die Persönlichkeit des Star-Ökonomen, der sich seinen Ruf über seine mehr als 100 akademischen, preisgekrönten Veröffentlichtungen rund um das Portfoliomanagement und die Indextheorie als auch in der Praxis als Anleger und Unternehmensgründer erarbeitet hat. Denn der Ökonom, der seine Thesen mit einer Ruhe und Besonnenheit darlegt, die auf eine Überdosis Zen schließen lassen, überzeugt normalerweise durch eine nahezu unheimlich kontrollierte Modulation, Mimik und Eloquenz. Dass ihn die Kritik der Investoren „amüsiert“, dürfte ein Lapsus sein, der ihm so wohl nicht nochmals unterkommt, aber ahnen lässt, dass sich Arnott seiner intellektuellen Brillanz – und wohl vielfachen Überlegenheit – durchaus bewusst ist.

Hoch valide Warnungen

Dass der Mann in der Sache recht hat, darf wiederum als wahrscheinlich gelten. Denn nicht nur hat er die Unzahl an Faktoren kritisiert, die sich mittlerweile im institutionellen Anlageuniversum herumtreiben, vor allem hat er darauf hingewiesen, dass es ihm vor allem um den Preis der einzelnen Faktoren ginge. Diese sind ihm bei manchen Faktoren inzwischen schlicht zu hoch. Zuletzt hat er vor allem den Faktor Volatilität vom Pricing her als „rich“ bezeichnet.

Deswegen sei es notwendig, auch einmal zu rekalibrieren, denn wenn eine Investment „über seinem fairen Wert notierte, bekommt es per definitionem ein zu hohes Gewicht im Portfolio“, wie Arnott im Interview mit "Institutional Money" erklärte (siehe: "Smart Beta ist kein Allheilmittel").

Er fürchtet, dass einige Investoren in den kommenden Jahren „erhebliche Enttäuschungen“ erleben werden. Denn manche der Smart- Beta-Produkte würden schlichtweg von der guten Marktentwicklung der jüngsten Vergangenheit profitierten. Redaktionelle Anmerkung: Siehe auch den Artikel in Institutional Money 2/2016: "Ist Smart Beta eine Falle?"

Beeindruckende Vita

Arnott selbst studierte an der Universität im kalifornischen Santa Barbara Ökonomie, angewandte Mathematik und Computerwissenschaft. In seinen früheren Arbeiten wies er nach, dass es ein Großteil der aktiven Manager von US-Aktienfonds nicht schafft, den Markt zu übertreffen.

Später widmete er sich dann dem theoretischen Unterbau neuer Indizes. Deren Zusammensetzung sollte sich nicht mehr aus der Marktkapitalisierung, sondern aus anderen, intelligenteren Faktoren ergeben. Mit einer ausgefeilteren Konstruktion ließen sich sogar regelmäßig Mehrrenditen gegenüber dem Markt erzielen, so Arnotts Schluss.

Zudem war er von 2003 bis 2006 Chefredakteur des vom CFA-Institut herausgegebenen „Financial Analysts Journal“. Seine akademischen Überlegungen setzte er schließlich auch in der Praxis um. 2002 gründete er Research Affiliates mit Sitz im kalifornischen Newport Beach. Die Investmentgesellschaft entwickelt alternative Börsenbarometer. Ihre Zusammensetzung bestimmt sich etwa aus Faktoren wie Umsatz und Gewinnentwicklung, Cashflow, Dividenden oder Schuldenlast. Arnott zählt damit zu den Pionieren der fundamentalen Indexanlage. Heute werden rund 160 Milliarden Dollar weltweit nach den Strategien von Research Affiliates verwaltet. Das Haus entwickelt Konzepte für Branchenriesen wie Pimco oder Invesco Powershares. (hw)


Das wichtigste Branchenevent für institutionelle Investoren feiert Jubiläum: Am 21. und 22. Februar 2017 geht in Frankfurt der 10. INSTITUTIONAL MONEY KONGRESS über die Bühne! Um diesem Jubiläum auch den gebührenden Rahmen zu verleihen, erwartet die Kongressteilnehmer in diesem Jahr ein Programm, das wirklich keine Wünsche offen lassen sollte.

Den Schwerpunkt bilden wie gewohnt über 80 Workshops mit herausragenden Fondsmanagern und die übergeordneten Vorträge internationaler Finanzexperten. Hören Sie den Präsidenten der EZB a.D., Jean-Claude Trichet, den Exekutivdirektor der Nobelstiftung, Lars Heikensten, die Makroökonomin Carmen Reinhart, den Pionier des Fundamental Indexing, Robert Arnott, und den britischen Topökonomen Lord Adair Turner.


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