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MiFID II als IPO-Killer in den USA? Studie sagt "ja"

MiFID II führt möglicherweise zu weniger Börsengängen in den USA, da Analysten nach Inkrafttreten der EU-Vorschriften im Januar vermutlich weniger kleinere Aktien abdecken werden. Zu dieser Einschätzung kommt Analyst Jaret Seiberg von Cowen & Co. in Washington in einer Studie.

Neue Aktiengesellschaften werden Schwierigkeiten haben, sich eine Abdeckung durch Research-Broker zu sichern. Das kann Unternehmen davon abhalten, an die Börse zu gehen, bis sie größer geworden sind, schrieb Seiberg in dem Bericht, der das Datum vom 18. Oktober trägt und Bloomberg vorliegt. Dies steht der Priorität der amerikanischen Aufsichtsbehörde U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) entgegen, den Markt für inländische IPOs zu stärken.

Regulierungs-Wirrwarr

Die überarbeitete Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID II) der Europäischen Union (EU) zwingt die Banken, Analysen und Handelsgebühren für Kunden getrennt voneinander zu halten, womit eine seit Jahrzehnten gelebte Praxis endet. US-Vorschriften verbieten gleichzeitig jedoch den Verkauf von eigenständigen Analysen, sofern sich eine Gesellschaft nicht als Anlageberater registriert, was wiederum recht kostspielig ist. Die SEC wird voraussichtlich jenen Firmen, die betroffen sein könnten, eine Schonfrist einräumen. Das erfuhr Bloomberg News von Personen, die mit dem Plänen vertraut sind.

Kleine IPOs rentieren deutlich besser

In diesem Jahr kommen 111 von 141 US-amerikanischen IPOs von Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von unter einer Milliarde US-Dollar zum Zeitpunkt des Börsengangs, zeigen Daten von Bloomberg. Die kleineren Transaktionen haben Investoren die größten Erträge mit einem Plus von durchschnittlich 18 Prozent geliefert. Börseneinführungen von Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde US-Dollar brachten hingegen in diesem Jahr durchschnittlich nur 5,9 Prozent ein. Der Zuwachs liegt zugleich deutlich unter dem Plus von rund 14 Prozent beim US-Leitindex S&P 500.

Small-Caps wohl künftig under-researched

Die Small-Cap-Analysen dürfte nach der Einführung von MiFID II zurückgehen, weil sie traditionell durch die Abdeckung von größeren Unternehmen quer-subventioniert wurden, schrieb Seiberg in seinem Bericht weiter. "MiFID II könnte zu einer weiteren Konsolidierung von Research und Handel bei den größten Finanzunternehmen führen", erklärte er. "Da Vermögensverwalter für Research und Handel gesondert bezahlen müssen, scheint es wahrscheinlich, dass sie sich auf die größten Akteure mit der breitesten Research-Abdeckung konzentrieren werden. Das wird den kleinen Broker-Dealern und Nischen-Marktteilnehmern schaden."

Wer mit Analysten sprechen will, zahlt mehr bei Goldman Sachs

Die US-Großbank Goldman Sachs wird von einigen Kunden 30.000 US-Dollar jährlich für den Zugang von bis zu zehn Mitarbeitern zu Basis-Research über ihr Analysten-Portal verlangen, wenn die MiFID II-Vorschriften im Januar in Kraft treten. Das hatte Bloomberg in dieser Woche aus informierten Kreisen erfahren. Allerdings müssten die Kunden mehr zahlen, um mit Analysten zu sprechen. Ein Vertreter von Goldman lehnte eine Stellungnahme ab.

Wie steuert die SEC hier gegen?

Seiberg erwartet, dass die SEC mit größerem Nachdruck reagieren wird, wenn sie sieht, dass MiFID II dazu führt, dass die größten Banken der Wall Street noch größer werden, und auch, wenn die Vorschriften kleineren Reasearch-Anbietern schaden. (kb)

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